Beruhigung für Banker

■ Angestellte der Bank Gesellschaft hoffen auf weniger Entlassungen

Gestern versuchte der Vorstand der Bank Gesellschaft Berlin, seine aufgebrachten Mitarbeiter zu beruhigen: Nur in Ausnahmefällen drohe Angestellten die Entlassung, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Man wolle den anstehenden Abbau von Arbeitplätzen vor allem dadurch bewältigen, daß BankerInnen vorzeitig in den Ruhestand gehen und freiwerdende Stellen nicht besetzt werden. Rund 2.500 Beschäftigte der Berliner Bank hatten sich gestern zur außerordentlichen Betriebsversammlung im Friedrichstadtpalast versammelt.

Nach der teilweise hitzigen Debatte fühlte sich der Vorsitzende des Betriebsrats, Bernd Reinhard, etwas beruhigt. Er habe die Hoffnung, daß weniger als die geplanten 840 der insgesamt rund 3.700 Arbeitsplätze der Bank gestrichen würden. „Die Meinung des Vorstands schwenkt um“, so Reinhards Eindruck. Das Wirtschaftsberatungsbüro McKinsey hatte in einer Untersuchung rund 1.900 der 16.300 Stellen der Bank Gesellschaft und ihrer Tochterinstitute, darunter auch der Berliner Bank und der Landesbank, für überflüssig erklärt. Während die Kundenbetreuung verbessert werden soll, geht es bis 1998 vor allem den zentralen Verwaltungsfunktionen an den Kragen.

Die Rationalisierungspläne fallen in eine Zeit, da die Berliner Banken, wie auch andere große deutsche Kreditinstitute, satte Gewinne einfahren. „Wir müssen aber unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern, damit es in fünf Jahren nicht schlimmer aussieht“, sagt Bank-Sprecher Volker Winde. Durch die Verringerung der Belegschaft will man Geld erwirtschaften, um verstärkte Aktivitäten auf den internationalen Finanzmärkten zu finanzieren. In London hat die Bankgesellschaft bereits einen Ableger eingerichtet, um große Mengen Geld besorgen und schnelle Gewinne erzielen zu können.

Ohne diese weltweite Betätigung, so befürchtet man, sei auch die Position der Bankgesellschaft in Deutschland und Berlin nicht zu halten. Schließlich müsse man große Investoren schnell und unbürokratisch mit den geforderten Millionen- oder Milliardenkrediten versorgen können.

Neben der Bank Gesellschaft Berlin planen auch auch die Dresdner Bank, die Deutsche Bank und die Commerzbank eine Verringerung der Arbeitsplätze in Berlin. Hannes Koch