Zufrieden war nur Mister Stone

Nach dem 2:1 der Münchner Bayern im UEFA-Cup-Match gegen Nottingham Forest ärgerten sich beide Teams über dumme Tore  ■ Aus München Markus Götting

Kleine Wölkchen bildete der Atem des Lothar Matthäus, als dieser sich zu später Stunde und bei frostiger Temperatur zum Spiel FC Bayern erklärte. Wie eine wärmende Schicht standen zwei, drei Dutzend Journalisten in mehreren Ringen um ihn herum, und ein bißchen ähnelte diese Formation einer Baumrinde: Je länger der Lothar erzählte, desto mehr Reporter schälten sich heraus aus dem Pulk. Von einem dummen Gegentor wußte der Captain zu berichten, und daß man jetzt klar kommen müsse mit diesem mageren 2:1 vor 38.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Viertelfinal-Hinspiel des UEFA-Cup gegen Nottingham Forest, und daß dortselbst im Rückspiel eine „ganz andere englische Mannschaft auf uns wartet“.

Einen noch motivierteren Gegner meint Matthäus vermutlich, und dies wiederum hat Nottinghams Nationalstürmer Steve Stone deutlich angekündigt, als er sagte, „wir haben eine sehr gute Chance vor vollem Haus“. Will heißen: Die Fans reißen die Bude ab, wenn die Bayern einlaufen. Stone, der einzige mit dem Resultat zufriedene Forest-Kicker, war ohnehin ein glücklicher Mensch – er durfte mit Jürgen Klinsmann das Trikot tauschen, nachdem er schon vor einem Jahr den Angreifer (damals bei Tottenham) nach einer Begegnung in der Premier League um ein Autogramm gebeten hatte. „Inzwischen“, sagte Stone nach dem Spiel gegen die Bayern, „müßte er mich kennen.“ Was vor Jahresfrist noch nicht der Fall war.

Klinsmann jedenfalls ist noch immer eine große Nummer auf der Insel, wozu sein Tor zum 1:0 gegen Nottingham, das zwölfte im laufenden Europacup-Wettbewerb, beigetragen haben dürfte. Eine präzise Flanke von Mehmet Scholl war vorausgegangen, und dieser erzielte auch das 2:1 (45.), nachdem die Bayern-Abwehr Stephan Chettle alle erdenkliche Hilfestellung geleistet hatte beim Ausgleich in der 18. Minute. Zu viert standen Nottinghams Spieler vor dem Bayern-Tor, einzig von Oliver Kreuzer in Schach gehalten. Torwart Oliver Kahn glaubte, der herannahende Freistoß segele ins Aus weiter, doch er senkte sich auf Chettles Kopf. Und Kahn sah ziemlich deppert aus. Wie sagte Matthäus? Richtig: dummes Gegentor.

Kahn war dann nach dem Spiel auch ziemlich schnell verschwunden, weshalb Klinsmann die Rolle des Mannschaftssprechers übernahm und Klage darüber führte, daß das Resultat besser hätte ausfallen müssen. Aber die Kollegen Scholl und Thomas Helmer hatten dummerweise nur den Pfosten getroffen, und Ciriaco Sforza, bestens bedient von Nottinghams Keeper Mark Crossley, hatte sich abdrängen lassen, statt den Ball ins Tor zu treten. Dennoch sei er zuversichtlich, sagte Klinsmann, „wir haben auswärts bisher immer ein Tor geschossen“, und überhaupt werde es allmählich Zeit, „daß wir wieder was holen“, so rein pokalmäßig in Europa.

Zuletzt war der FC Bayern eine ganze Weile abstinent, was die Erfolge auf internationaler Fußballbühne betrifft, und dieser Tage hat Jürgen Klinsmann die mangelnde Kontinuität in seiner Mannschaft verantwortlich dafür gemacht, daß es bislang noch nicht reicht, „zu den Spitzenteams in Europa Anschluß“ zu finden. Nottingham, das wissen die Bayern selbst, gehört nicht unbedingt zur kickenden Elite des Erdteils, und Mehmet Scholl sprach später davon, daß man dort in zwei Wochen auf keinen Fall verlieren dürfe. Zumal Ortsrivale 1860 München mit Ausnahme der ersten halben Stunde im Derby besser gespielt und den FC Bayern erheblich mehr unter Druck gesetzt habe als Forest. Doch die hatten das auch gar nicht erst geplant. „Sicher in der Abwehr stehen und kontern war unsere Strategie“, sagte Nottinghams niederländischer Nationalstürmer Brian Roy. Das ist weitgehend gelungen. Die Bayern jedenfalls wirkten mitunter ein wenig ratlos ob der massiven Deckung.

Am Ende jedenfalls waren alle ziemlich enttäuscht: die Engländer, weil sie zwei Tore kassiert, und die Bayern, weil sie nur zwei geschossen hatten. Und Mehmet Scholl berichtete, er habe noch Abstimmungsprobleme mit dem Kollegen Klinsmann, weshalb in dieser Woche eine Sonderschicht eingelegt werden soll in Flankentraining. „Ich muß daran arbeiten“, sagte Scholl, „damit ich das Gefühl kriege, wo er steht und was er macht.“ Nur Ruhe, zwei Wochen Zeit bleiben noch.

Nottingham Forest: Crossley - Phillips, Haaland, Chettle, Pearce - Stone, Gemmill, Bart- Williams, Woan - Campbell, Roy

Zuschauer: 33.800; Tore: 1:0 Klinsmann (16.), 1:1 Chettle (18.), 2:1 Scholl (45.)

Bayern München: Kahn - Matthäus - Kreuzer, Helmer - Strunz, Sforza, Scholl, Nerlinger, Ziege - Zickler, Klinsmann