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■ Die Waffen sollen weiter ruhen, sagt die IRA: Die der anderen, versteht sich

Dublin (taz) – Das Lob kam unerwartet: Die bewaffneten Organisationen der nordirischen Protestanten hätten in der Vergangenheit eine „ideenreiche Denkweise“ an den Tag gelegt, hieß es in einer IRA-Erklärung, und „das sollten sie weiterhin tun“. Mit diesem Aufruf, die von ihr selbst aufgekündigte Waffenruhe einzuhalten, reagierte die IRA auf Meldungen, eine protestantische Abspaltung habe mit der Ermordung von Mitgliedern der IRA und ihres politischen Flügels, Sinn Féin, gedroht.

Sinn-Féin-Vizepräsident Martin McGuinness sagte vorgestern in Derry, er sei bereit, die IRA um eine erneute Waffenruhe zu bitten. „Aber ich kann das nur machen“, fügte er hinzu, „wenn ich sicher sein kann, daß die Allparteiengespräche ohne weitere Vorbedingungen stattfinden werden.“

Von den Vorgesprächen, die am Montag im Belfaster Schloß Stormont begannen, ist Sinn Féin ausgeschlossen. Diese Verhandlungen nach Muster der bosnischen Dayton-Konferenz sind bisher kaum mehr als ein Katz- und Mausspiel. Die beiden unionistischen Parteien weigern sich, einen Fuß in das Schloß zu setzen, solange der irische Außenminister Dick Spring dort ist. Allerdings wollen sie sich mit Spring und Irlands Regierungschef John Bruton gerne anderswo zusammentreffen. „Ich habe keine Angst vor Dick Springs Schnurrbart“, sagte Pfarrer Ian Paisley von den Demokratischen Unionisten gestern. Die nordirischen Sozialdemokraten verkündeten wiederum, daß sie nur in Stormont Castle mit den Unionisten reden würden.

Die einzigen, die am Montag pünktlich vor dem Schloß auftauchten und mit allen reden wollten, war eine Sinn-Féin-Delegation. Sie wurde jedoch vor surrenden Kameras schon am Tor von Sicherheitskräften abgefangen und weggeschickt. „Es gibt etwas Bewegung in der Sache“, sagte ein Mitglied der irischen Regierungsdelegation später optimistisch, „wir wissen bloß nicht, in welche Richtung.“ Ralf Sotscheck