■ Soundcheck
: Gehört: Steel Pole Bath Tub

Gehört: Steel Pole Bath Tub. „Ehrliche Musik macht keine Geschichte“, behauptete Mike Morasky, Gitarrist und Sänger der Steel Pole Bath Tub, in einem Interview. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es schade, denn ehrliche Musik bringt auch die besten Geschichten auf die Bühne. Gemeint sind nicht plätschernde Drei-Minuten-Songs, sondern lärmige Erzählungen, die sich stellenweise der Kontrolle der Musiker entziehen und sich alle Zeit des Abends nehmen, um ihre eigene Version zu verkünden.

Damit dies aber nicht zur krachig-langweiligen Märchenstunde verkommt, lassen SPBT die Welt auf die Bühne eindringen. Geräuschsamples und Gesprächsfetzen leiten ein, verschwinden wieder und tauchen dann sporadisch in der Lärmwand wieder auf. Die Frage nach den Happy Ends der Geschichten bleibt offen, denn wen interessiert schon ein glücklicher Ausgang, wenn alle Aufmerksamkeit von der sich auftürmenden Konstruktion von ver-rückt-koppelnder und klirrender Gitarre genommen ist. Kongeniale Ablenkung erschlägt sich dabei der Drummer Daren Mor-X, ohne dabei die Konstruktion zu zertrümmern. Zwischen abrunden und verkanten singt sich dann noch Bassist Dale Flattum in den Erzähl-strang ein. Daß sie alle (inklusive der Samples) zusammenspielen, ist klar, ob sie immer die gleiche Geschichte erzählen, bleibt das erfrischende Geheimnis. Weniger geheimnisvoll gaben sich die beiden anderen Bands des Abends. Ähnlich sperrig, aber etwas verwirrt die kopfschwere und seelenbeladene Berliner Combo Surrogat. Straight und trotzdem gut die unkomplizierten Poster Children aus Illinois.

Marcus Peter