Sanssouci: Nachschlag
■ Frank Astor kennt die Frauen. Comedy/Travestie in der UFA
Zunächst kommt Klaus Kohler, der Klavierspieler, auf die Bühne und schlägt schon mal ein paar Takte an. Dann folgt Frank Astor. Mit dem Rücken zum Publikum, sich langsam seines Abendanzugs entledigend, singt er „Wir sind die Hälfte der Welt...“ und verwandelt sich derweil in eine Frau. „Wenn sich Männer Gedanken machen über Frauen“ – so lautet das Motto des Abends, der erst einmal mit einigen fiesen Sprüchen von Nietzsche eingeleitet wird – und von Schopenhauer, der natürlich auch keine Ahnung hatte. Doch Frank Astor kennt die Frauen. Während seiner gut zweistündigen Show präsentiert er 14 verschiedene Frauentypen, die er in Liedern, Sketchen und Szenen zum Leben erweckt. Ob es die wüsten Träume eines Mauerblümchens sind, die er besingt, oder die geheimen Gelüste einer Kindergärtnerin, die ihren Gören am liebsten „zack, zack“ den Hals umdrehen möchte – Astor liest in den Abgründen der weiblichen Seele. Und er weiß um ihren Alltag. Manche seiner Themen sind zugegebenermaßen dann doch abgedroschen. Die schludrige Hausfrau, die sich in einem langen Monolog über die Unordnung ihrer Familie ausläßt, kennt man schließlich zur Genüge. Ebenso die Telefonsextante, die sich zwischen Bügelbrett und erotischem Geschwätz bewegt.
Frank Astors Qualitäten liegen also nicht unbedingt in der Auswahl seiner Sujets, sondern eher in der Darbietungsweise. Seine Mischung aus Kabarett, Comedy und Travestie kommt ohne schwülstige Tuntigkeit, falsche Brüste, Pailletten und Pseudo-Glamour aus. Im Gegenteil, er bleibt immer schön locker. Seine Frauen brauchen keine aufgesetzte Weiblichkeit, Astor beherrscht sie völlig unprätentiös sogar im praktischen Kittellook und mit flachen Absätzen. Selbst die ansonsten schier unvermeidliche Perücke kommt nur in Ausnahmefällen zum Einsatz. „Neue Travestie“ nennt sich das Programm denn auch, das übrigens nicht nur schwule Männer und Frauen (die den größten Anteil im Publikum ausmachten) ansprechen soll. Frank Astors Frauen sind flott und witzig. Vielleicht, weil sich ihr Humor stets oberhalb der Gürtellinie bewegt. In München war die Show 30 Wochen lang ausverkauft. Bei uns gibt es die kabarettistische Verwandlungskunst nur bis 31. März zu sehen – ein guter Grund, sich rechtzeitig eine Karte zu sichern. Kirsten Niemann
Frank Astor: „Frauentypen“, bis 31.3., Mi.–So., 20.30 Uhr, UFA-Fabrik, Viktoriastraße 10–18
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