Immigrantinnen rücken auf den Chefsessel

■ Frisiersalons und Reisebüros gehören dabei zu den bevorzugten Branchen

Zwei bis fünf Prozent der türkischen Unternehmen in der Stadt werden von Frauen geführt, schätzt Ali Uzun von Müsiad e.V., dem Verband Unabhängiger Unternehmer und Industrieller. Friseursalons, Reisebüros, Modeboutiquen und die Gastronomie sind die Branchen, in denen sich Türkinnen bevorzugt selbständig machen. Während sich die türkische Unternehmenspalette schon längst aufgefächert hat und vom Computerladen bis zur Werbeagentur fast alles zu finden ist, gibt es bislang nur wenige Frauen, die sich außerhalb der klassischen türkischen Branchen etablieren. So ist eine von zwölf türkisch geführten Fahrschulen in Frauenhand, außerdem ein Buchführungsservice und ein Elektrobetrieb.

Noch sind Frauen auf dem Chefsessel eher die Ausnahme. Viele Unternehmen werden als Familienbetriebe geführt, oder die Ehepartner führen das Geschäft gemeinsam. Neben den Immigrantinnen vor allem der zweiten Generation, für die die Unternehmensgründung Teil ihrer Karriereplanung ist, ist es für andere eher die Flucht nach vorn. Selbständigkeit bietet für sie vor allem einen Weg aus der Arbeitslosigkeit.

Unterstützung bei der Existenzgründung bietet die Initiative Selbständiger Immigrantinnen (ISI). In einjährigen Lehrgängen können Frauen, die mehr als drei Jahre arbeitslos waren, sich das nötige Rüstzeug aneignen. Neben Betriebs- und Buchführung lernen sie Wirtschaftsdeutsch ebenso wie Verhandlungstechniken.

„Wir messen unseren Erfolg aber nicht nur daran, wie viele Frauen nach dem Lehrgang einen eigenen Betrieb oder Laden eröffnen“, sagt Projektleiterin Joann Reinefeldt. Für viele verbessert sich durch die zusätzliche Qualifikation auch die Chance, nach der Arbeitslosigkeit wieder einen Arbeitsplatz zu finden.

Von den 32 Absolventinnen der ersten beiden Jahrgänge haben sieben ein Unternehmen gegründet, drei sind freiberuflich tätig, und zwölf haben einen Arbeitsplatz gefunden. Zehn entschlossen sich zu einer Weiterbildungsmaßnahme.

Bei den sieben Geschäftsgründungen rangiert die Gastronomie mit einem Café und einem Laden für griechische Spezialitäten an erster Stelle. Die anderen eröffneten einen Teppichhandel, ein Textilgeschäft und ein Buchführungsbüro. Unter den Freiberuflerinnen war auch eine türkische Malerin und Bildhauerin. Sie profitierte von den Informationen über Fördermittel und Vertragsgestaltung.

Zu den innovativsten ISI-Absolventinnen zählt eine Chinesin, die jetzt ihre selbst entwickelten Computerprogramme vermarktet. Mit ihrem ersten Produkt füllte sie eine Marktlücke: Das speziell für AusländerInnen konzipierte Softwareprogramm korrigiert in deutschsprachigen Texten die fehlerhafte Verwendung der Artikel der, die, das. Dorothee Winden