■ Frauentag jetzt auch beim Autohändler
: Wir basteln uns einen Zweitwagen

In Japan gehen die Uhren anders. „Am 9. März ist Frauentag bei Nissan!“ kreischt der türkise Flyer. Obwohl das Ding ja „Internationaler Frauentag“ heißt, hat man (!) sich offenbar noch nicht auf ein gemeinsames Datum einigen können. Dabei erklingt „8. März ist Frauentag“ in hiesigen Breiten als Emanzen-Mantra schon seit den glorreichen siebziger Jahren. Mantra, und nicht Manta, meine Herren! Hat die Sekretärin etwa wieder heimlich etwas in den Kaffee geschüttet?

Während Nissan Deutschland damit prahlt, daß männliche Kunden am 9. März Läden und Werkstätten der Firma nicht betreten dürfen, mag es der örtliche Händler soweit offenbar nicht treiben. Oder er verschweigt es nur auf seiner Ankündigung, die uns mit wahn-sin-nig tollen Events ködern soll: „Bastelwettbewerb für die Kleinen“, heißt das ewig gleiche Rührstück – wenn doch Männer aber nicht zugelassen sind, wozu dann der Quatsch? Es ist ja wohl unwahrscheinlich, daß Frauen unter 1,70 sich angesprochen fühlen. „Wir basteln einen Micra“, um so besser, da brauchen wir ihn nicht zu kaufen. 9. März ist Basteltag. Ob frau dann im Damen-Pannenkurs lernt, welcher geöffnete Blusenknopf den Ritter mit dem Wagenheber anlockt und welcher – huch! – leider den gemeinen Wüstling? 9. März ist Wüstlingstag! Heißt es nicht schon in der Werbung des Konzerns vorausschauend: „Er kann – sie kann öfter?“ Mit einer „Pantomimen-Show“ wird ja wohl noch jedem denkenden Menschen die Laune verdorben. Dieses aufdringliche Grimassieren und Händewedeln ist sowieso täglich an den Fahrern anderer Autos zu beobachten, wenn wir mit weiblichem Charme wieder einmal unberechtigterweise die Vorfahrt erhaschen. „Heiße Flitzer“ geht natürlich voll in Ordnung, doch vermutlich weichen auch bei diesem Begriff die Interpretationen von Nissan und dem weiblichen Bevölkerungsanteil, der diesen Artikel verfaßt, stark voneinander ab. (Nicht mal am Frauentag darf ich nämlich „ich“ schreiben in dieser patriarchalischen Schweinesystemzeitung, obwohl ich doch ein streng weibliches Ich habe. Herr Carola hat's schon wieder verboten.)

Kurz, möglicherweise redet Nissan von Autos. Das sind diese Dinger, vor denen Damen sich fürchten. Davon redet Nissan ausführlich: 30 Prozent der autofahrenden Weiber hätten vor Pannen Angst, 60 Prozent fühlten sich von den Autohändlern nicht ernst genommen. Ob die Damen dagegen Autohändler ernst nehmen, danach hat mal wieder niemand gefragt. Eine nichtrepräsentative Spontanbefragung ergab 100 Prozent Gelächter. Daß Frauen weniger schwere Unfälle bauen, wird übrigens überhaupt nicht erwähnt. 9. März ist Pannentag.

Nicht ängstigen tun sich die Mädels dagegen vor Blumen. Hier setzen in gewohnter Heimtücke die Floristinnen an und versuchen, den 8. März als neues Datum der kreischend bunten Florapräsente zu etablieren, wie es beispielsweise in Italien schon lange der Brauch ist. Dazu haben sie sogar eigens ein Poster entworfen, auf dem – ach was. Es reicht zu sagen, daß hier offenbar gerade eine Art Muttertag für Arme kreiert werden soll. 8. März ist Floristentag. Da aber ohnehin keine weiß, wozu der Frauentag überhaupt gut sein soll, ist ja auch diese Art von Trittbrettfahrerei ganz wurscht. Apropos: Könnte man sich nicht auch ein Schlachterposter denken: „Frauentag im Schlachthof – wir basteln uns ein Kotelett – Beilkurs für Schnellentschlossene?“

Das wirklich nützliche Wissen wird uns aber, wie immer, vorenthalten. Statt dessen kriegen wir Frauen nach wie vor unsere Tage. Susanne Fischer