Frauenbank vor dem Start

In Schweden soll die Kvinnobanken dieses Jahr gegründet werden. Frauen nehmen kleinere Kredite und zahlen zuverlässiger zurück  ■ Aus Stockholm Reinhard Wolff

Die Bankenwelt wird von Männern gesteuert. Männer verstehen nicht weibliche Geschäftsideen, und Frauen haben es deshalb schwer, bei den Banken Darlehen zu bekommen. Dies ist der Ausgangspunkt für eine weibliche Geschäftsidee, die in den nächsten Monaten in Schweden verwirklicht werden soll. Die „Första Kvinnobanken“ („Erste Frauenbank“) kniet in den Startklötzen und will der Macht der Männer über das Geld zumindest ein wenig gegensteuern.

Daß es wirklich eine spezifisch weibliche Art des Umgangs mit Geld gibt, ist für Lena Dämfors, eine der Initiatorinnen der Frauenbank, keine Frage. Frauen, die sich selbständig machen, seien weniger anfällig für himmelstürmende, gleichzeitig aber mit hohem Verlustrisiko verbundene Geschäftsideen: „Sie wollen weniger Geld leihen und können gleichzeitig nicht die banküblichen Sicherheiten stellen. Im normalen Bankengeschäft werden sie deshalb ganz einfach nicht verstanden.“

Dumm von den Männerbanken, denn die Statistik zeigt, daß gerade die an Frauen gegebenen Darlehen die „sichersten“ sind, wenn es an die Rückzahlung geht.

Hiervon ausgehend glaubt die Frauenbank auch nicht, die jetzt banküblichen Sicherheiten verlangen zu müssen. Lena Dämfors: „Wir werden andere Bewertungen machen, wenn es darum geht, welche Sicherheiten für einen Kredit zu stellen sein werden. Jetzt fordern die Banken reale Sicherheiten, wie Maschinen und Grundstücke. Wir glauben, daß Wissen und Erfahrung mindestens genauso gute Sicherheiten und das wichtigste Kapital bei einer Geschäftsgründung sind.“

Kredite an Frauen sind sicherer

Wie schlecht das bisherige Bankensystem Frauen als Geschäftsgründerinnen gerecht wird, zeigen gerade vom staatlichen schwedischen Wirtschaftsentwicklungsfonds (Nutek) veröffentlichte Zahlen. Danach wird derzeit jährlich umgerechnet eine knappe Milliarde Mark an staatlicher Förderung für Geschäftsgründungen zur Verfügung gestellt. Gerade fünf Prozent davon erhalten Frauen als Unterstützungskapital, und weitere 14 Prozent fließen aus Förderprogrammen gegen die Frauenarbeitslosigkeit auf dem flachen Land. Der Nutek-Bericht zeigt auch, daß Frauen durchweg geringere Förderungssummen bewilligt werden als Männern: Die meist über Banken abgewickelten Anträge für Förderungen aus den staatlichen Subventionstöpfen werden schon am Beratungsschalter der örtlichen Sparkasse „männergerecht“ zugeschnitten.

Nutek sieht deshalb durchaus Handlungsbedarf und empfiehlt ausdrücklich die staatliche Förderung einer Frauenbank. Eine Förderung, die beispielsweise darin bestehen soll, der Frauenbank als Starthilfe gegen die etablierte Bankenwelt subventionierte Darlehen in der unteren Kreditebene, bis hin zu etwa 25.000 bis 30.000 Mark, zu ermöglichen.

Die Initiatorinnen der Frauenbank können auch deshalb konkurrenzfähig sein, weil man für vorwiegend kleinere Kredite nicht den riesigen Administrationsaufwand haben muß, den die herkömmlichen Banken bereithalten. Ansonsten soll die Frauenbank aber wie jedes andere „normale“ Geldinstitut funktionieren. „Auch Männer, die unsere Geschäftsidee gut finden, sind willkommen“, so Lena Dämfors.

Einen Schwerpunkt wollen die Gründerinnen bei der Finanz- und Steuerberatung setzen, die speziell auf Frauen zugeschnitten ist. Im Umfeld der Frauenbank hofft Nutek auch auf günstige Entwicklungsmöglichkeiten für eine spezielle Unternehmerinnenberatungs- und -seminartätigkeit, mehr Frauen als Unternehmensratgeberinnen bei Kommunen und Entwicklungsfonds und mehr auf Interesse und Bedürfnisse von Frauen ausgerichtete ökonomische Forschungstätigkeit. Auch ein internationales Netzwerk von Frauenbanken ist schon angedacht. Partner könnten die in Pakistan schon länger bestehenden und funktionierenden „First Woman Bank“ und die Initiative „Women World Banking“ sein, ein internationales Kontaktnetz von Bankfrauen.