Mörder im Nacken

■ Keine Spur vom Rücksitz-Mörder / Zwei Kopfschüsse / Dubiose Geschäfte des Opfers

Das mysteriöse Vorleben des 47jährigen Autofahrers, der am Donnerstag morgen auf einem Parkplatz an der Uni ermordet aufgefunden worden ist, gibt der Polizei Rätsel auf. Die Mordkommission hat noch keine heiße Spur. Auch das Tatmotiv ist weiter unklar. Der Bremer Reinhard W. war hinter dem Steuer seines weißen Ford Sierra mit zwei Pistolenschüssen in den Hinterkopf und ins Ohr getötet worden. Der Schütze saß offenbar auf dem Rücksitz. Spuren eines Kampfes gibt es nicht. Die Patronenhülsen werden beim Bundeskriminalamt untersucht.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat das Opfer am Mittwoch Abend gegen 21.30 Uhr nach einigen erregten Telefonaten hastig seine Wohnung in der Innenstadt verlassen. Wo er sich aufgehalten hat, bis gegen Mitternacht die tödlichen Schüsse fielen, ist unbekannt. Unterdessen liefern die gestern von der Polizei bekanntgegebenen Erkenntnisse über Reinhard W. Stoff für krimireife Spekulationen.

Offenbar war der geschiedene Vater zweier Kinder in undurchsichtige Geschäfte verwickelt. Schon früher war er der Polizei wegen Betrügereien aufgefallen. Jetzt fanden die Ermittler bei ihm einen merkwürdigen Kreditvertrag. W. versprach darin einem Bekannten ein Darlehen über eine Million Mark. Verwendungszweck und Zinshöhe sind aber nicht vermerkt. Das Geld sollte offenbar am Donnerstag, dem Tag nach dem Mord, übergeben werden.

Ob W. tatsächlich soviel Geld besaß und wo er es herhaben könnte, ist völlig unklar. Nach Zeugenaussagen hatte W. in den letzten Wochen das Geld mit vollen Händen ausgegeben. So hat er für sich eine Limousine und für seine Freundin, eine 44jährige verheiratete Polin, ein Cabrio bestellt.

Angeblich wissen weder die Freundin noch der Empfänger des Kredits oder zwei ehemalige Geschäftspartner, wie Reinhard W. zu Geld gekommen war. Mit den beiden Ex-Partnern hatte W. früher „freiberuflich“ zusammengearbeitet. Nach Angaben der Polizei haben die beiden Männer Kleidung und Plüschtiere verkauft, waren in dubiosen Anlagegeschäften aktiv und haben sogenannte Kettenbriefaktionen gestartet.

W. habe gegenüber Bekannten seinen frischen Reichtum mit einem zwei-Millionen-Gewinn in einer Spielbank erklärt. Die Polizei hält dies aber für gelogen. Es wäre bekannt, wenn jemand ein Casino leergeräumt hätte. jof