■ Mit Bayers Faktor VIII auf du und du: Tödliche Schlamperei
Berlin (taz) – Die Bayer AG vertreibe keine Blutkonserven, betont Konzernsprecher Thomas Reinert. Bei den aus Blut hergestellten Präparaten, die von der Bayer AG verkauft werden, handle es sich um „Antikörper, Bluteiweiße und Faktor VIII-Präparate“.
Alle diese Medikamente und Impfstoffe können den HIV enthalten. Insbesondere durch den Faktor VIII wurden weltweit Tausende von Patienten mit dem todbringenden Virus infiziert. Betroffen waren vor allem Hämophile, die an einem Mangel des Blutgerinnungsfaktors leiden. Jede noch so kleine Verletzung kann bei diesen Patienten zum Tod durch Verbluten führen, wenn ihnen nicht sofort der aus menschlichem Blut gewonnene Faktor VIII in die Blutbahn gespritzt wird.
Schlampereien bei der Auswahl der Blutspender und das Zusammenkippen von vielen kleinen Blutspenden zu einem großen Pool vergrößerten das Risiko, daß die Präparate mit dem Virus verunreinigt waren. Obwohl die Gefahr schon seit 1982 bekannt war, wurden keine Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Arzneimittelbehörden wiegelten ab, aus der Pharmaindustrie gab es Druck, der verhinderte, daß sichere Produkte auf den Markt kamen.
Dabei gab es seit 1981 Präparate, die das Infektionsrisiko drastisch minderten. Die Marburger Behringwerke brachten in diesem Jahr den ersten hitzebehandelten Faktor VIII auf den Markt. Damit konnten die bei Blutern häufigen Hepatitis- Infektionen verhindert werden. Der Nachteil: Die jährlichen Behandlungskosten von 100.000 Mark verdoppelten sich. Erst Mitte der 80er Jahre wurde dann die Hitzebehandlung vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Wolfgang Löhr
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