Wer will die Vulkan-Töchter kaufen?

■ Die ostdeutschen Werften sollen aus dem Bremer Vulkan Verbund herausgelöst werden, Rechnungshof untersucht BvS

Berlin (taz) – Schon in der nächsten Woche sollen die Volkswerft Stralsund, die Meerestechnik- Werft (MTW) in Wismar, das Dieselmotorenwerk Rostock und die dortigen Neptun Industries (NIR) aus dem Bremer Vulkan Verbund gelöst werden.

Die Treuhand Nachfolgerin BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben) hat gestern mitgeteilt, daß sie für die vier ostdeutschen Vulkan- Töchter eine Treuhandlösung anstrebe. Sie wolle die Werften weder verstaatlichen, noch solle ein ostdeutschen Werftenverbund entstehen. Für NIR hat BvS-Präsident Heinrich Hornef angeblich bereits einen Interessenten gefunden. Das Unternehmen gehört zu 20 Prozent den NIR-Managern und zu 80 Prozent dem Bremer Vulkan. Aus dem ruinösen Cash- Management des Vulkan hat NIR nichts zu erwarten. Nach jetzigem Erkenntnisstand hat der Vulkan bei NIR kein Geld abgezweigt.

Bei der MTW und der Volkswerft Stralsund hingegen fehlen der Großteil der an den Bremer Vulkan umgeleiteten 854 Millionen Mark. Hinzu kommen 300 Millionen Mark für Investitionen auf der MTW in Wismar. Die BvS hat daher erneut mit Steuergeldern ausgeholfen. Für 70 Millionen Mark hat sie Grundstücke der Volkswerft zurückgekauft, die sie dem Vulkan 1992 als Schmankerl mitgegeben hatte. 48 Millionen Mark hat die BvS außerdem auf einem Sperrkonto für die MTW gebunkert. Die EU müsse das Geld lediglich freigeben.

Heinrich Hornef forderte gestern Banken und private Investoren auf, sich an den gefährdeten Oststandorten zu engagieren. Denn weder die Berliner BvS noch das Bonner Wirtschaftsministerium haben Kapital, um den Milliardenflop des Bremer Vulkan aufzufangen.

Der Bundesrechnungshof prüft derweil die Vertragskontrolle der BvS beim Bremer Vulkan. Die BvS sei mitverantwortlich dafür, daß mindestens 716 Millionen Mark Beihilfen vertragswidrig verwendet wurden. Doch Hornef hat gestern erneut alle Anschuldigungen gegen seine Anstalt zurückgewiesen. Gegen das „pflichtwidrige Verhalten des Vulkan ist kein Kraut gewachsen“, sagte er. So hätten bereits am 25. August 1995 Vertreter des Vulkan, der Gläubigerbanken und des Bremer Senats über die Liquiditäts- und Finanzschwierigkeiten des Vulkan gesprochen. Nur ihn habe niemand informiert. Ulrike Fokken