Berliner Bands spielen in Bosnien

■ Acht Musikgruppen aus Mitte und Prenzlauer Berg reisen nach Exjugoslawien

Acht Bands aus Mitte und aus Prenzlauer Berg starten Ende dieses Monats für eine Woche nach Bosnien. Die Initiative „Berliner Bands für Bosnien – Musik statt Granaten“ will mit der zivilisatorischen Kraft des Rock 'n' Roll den Friedensprozeß unterstützen. „Nach dem Abkommen von Dayton ist es nicht damit getan, in Bosnien Straßen und Häuser aufzubauen“, erläutert Mitinitiator Frank Hofmann die Idee.

Rock 'n' Roll ist für den jungen Journalisten, der in den letzten Jahren mehrmals kreuz und quer durch Bosnien und Kroatien reiste, Kontakte zu Graswurzelorganisationen knüpfte und unter anderem auch für die taz über seine Eindrücke berichtete, das geeignete Medium. „Er prägte eine ganze Generation, die niemals glaubte, daß dieser Krieg wirklich einmal geschehen könnte.“

Organisiert und durchgeführt wird die ungewöhnliche Tournee von den Musikern in Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfeprojekt Fips e.V., dem Mostar Friedensprojekt e.V. und Mladi Most, Mostart (Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.) sowie dem Frauentherapiezentrum Vive Zene Tuzla.

Anfang Januar wurde die Idee geboren – nach sieben Konzerten der deutsch-russischen Band „C. W. Moss“ in St. Petersburg und in Moskau. Für den Bassisten und Mitstreiter von „Musik statt Granaten“, Buddy Thelen, war es eine überwältigende Erfahrung: „Anders als hier ist das Publikum hungrig auf musikalische Grenzgänger.“ Buddy Thelen fühlt sich mit seiner Band gut auf das Abenteuer vorbereitet. „Die Situation entspricht unserer musikalischen Situation – viel Kommunikation und Improvisation ...“

Seit Jahren ist der Standort von „C. W. Moss“, die Dunckerstraße 14/15, Anlaufstelle für Gestrandete aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Kontakte zu den geplanten Auftrittsorten haben, deshalb ein solides Fundament. Hausbewohner arbeiten mit Basisinitiativen wie der Frauenrechtsorganisation B.a.b.e. in Zagreb zusammen ebenso wie mit den „Women in Black“ in Belgrad oder dem Therapiezentrum für kriegsgeschädigte Frauen und Kinder in Tuzla. Deserteure werden unterstützt. Mitarbeiter der Friedenszeitung arkzin (Antikriegskampagene Kroatien) arbeiten in Pula am Layout für Plakate, Flugzettel und Anzeigen. Eine „Illegale“ aus Pula kontaktiert von Berlin aus Klubbesitzer in ihrer alten Heimat.

Mit dem Konzert in Pula wollen die Berliner Bands den Blattmachern von arkzin den Rücken stärken. „Die Antikriegskampagne Kroatien ist ständigen Gängeleien seitens der kroatischen Regierung ausgesetzt“, weiß Samra Jankovic zu berichten.

Eine Menge bürokratischer Hürden sind für die geplanten Konzerte in beiden Teilen Mostars noch zu überwinden. Ob und unter welchen Umständen sie stattfinden, wird sich wohl erst vor Ort entscheiden. Klar ist nur die Unterstützung seitens der EU-Administration in Mostar und das Anliegen der Veranstalter: „Wir wollen in Mostar ein Zeichen setzen für Gemeinsamkeit und gegen Teilung.“

Weniger als 25.000 Mark kostet das gesamte Projekt. Möglich ist dieser Billigtarif nur, weil alle Beteiligten an dieser Aktion unentgeltlich teilnehmen. Dennoch ist die Finanzierung bislang noch nicht gesichert. Eberhard Seidel-Pielen

Solidaritätskonzert am 15. und 16. März: Milchhof, Anklamer Straße 28/29

Spendenkonto: Fips e.V. 553611526, Berliner Sparkasse (BLZ 10050000) Stichwort: Bosnien