■ Mit Steuerbetrug auf du und du
: Commerzbank hat gelogen

Berlin (taz) – Der Deutschen liebstes Delikt sollen nun auch die Banker der Commerzbank AG begangen haben: Steuerhinterziehung. Über zehn Jahre hinweg sollen Vorstand und Aufsichtsrat dafür gesorgt haben, daß falsche Steuerbescheide an das Frankfurter Finanzamt gingen. Der Spiegel berichtet dies in seiner heutigen Ausgabe.

Er beruft sich auf Akten, die Steuerfahnder letzte Woche in der Commerzbank-Zentrale und mehreren Filialen beschlagnahmt haben. So habe die viertgrößte deutsche Bank allein 1988 die Bilanz um 700 Millionen Mark heruntergerechnet. Theo Waigels Steuersäckel gingen so bis zu 500 Millionen Mark flöten. Sollte dies stimmen, müßte die Commerzbank zudem rund 200 Millionen Mark Zinsen auf die Steuerschuld zahlen.

Seit Sommer vergangenen Jahres hatten Fahnder mehrmals Commerzbank-Filialen und Mitglieder des mittleren Managements unter die Lupe genommen. Über einen Commerzbank-Erpresser waren Polizei und Finanzfahndern eine Liste in die Hand gefallen. Rund 1.600 Kunden der Bank hatten demnach ihr Geld am Fiskus vorbei nach Luxemburg geschafft. Dem Finanzamt entgingen schon damit mehrstellige Millionenbeträge. Der hessische Finanzminister Karl Starzacher (SPD) hat daher eine stärkere Bankenkontolle gefordert.

Die Vorstandsmitglieder Klaus Patig und Norbert Käsbeck haben schon die Flucht nach vorn begonnen. Sie sollen an das Finanzamt geschrieben haben, daß die Körperschafts-, Gewerbe- und Vermögenssteuererklärungen seit 1984 korrekturbedürftig seien. Außerdem haben sie eine Art Selbstanzeige erstattet. Damit haben sie als erste Vertreter einer Großbank zugegeben, jahrelang den Fiskus betrogen zu haben. ufo