Israel und PLO vereint gegen Terror

■ Arafats Polizei verhaftet Führung des bewaffneten Flügels der Hamas. Iran bestreitet Unterstützung der Anschläge

Gaza/Jerusalem/Teheran (taz/AFP) – Die jüngste Anschlagserie in Israel mag in der Bevölkerung den Wunsch nach völliger Abschottung von den Palästinensern stärken – doch die Führungen von Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde hat sie zusammengeschweißt. Nicht nur erscheinen die Schicksale von Israels Ministerpräsident Schimon Peres und dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat zunehmend miteinander verknüpft; die Sicherheitskräfte der beiden Seiten arbeiten auch immer enger gegen die islamistische Hamas-Bewegung zusammen.

Zufriedenheit äußerte die israelische Regierung gestern, nachdem die palästinensische Polizei Mohamed Diab Ibrahim Dif in Gaza festnahm, den Chef der „Kassem-Brigaden“, militärischer Arm der Hamas. Dif, der zusammen mit zwei weiteren Führungsmitgliedern der Kassem-Brigaden verhaftet wurde, stand an der Spitze der Liste der besonders gefährlichen von Israel gesuchten Terroristen, die der israelische Stabschef General Lipkin Schahak den palästinensischen Sicherheitschefs vor zwei Wochen mit einem dringenden Haftbefehl übergeben hatte. Der 30jährige soll der direkte Vorgesetzte des im Januar vom israelischen Geheimdienst ermordeten Hamas-Bombenbauers Jahja Ajasch gewesen sein. Die Kassem-Brigaden hatten am Freitag den zuvor angekündigten viermonatigen Waffenstillstand abgesagt und die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes gegen Israel verkündet. Hisbollah-Guerillakämpfer töteten gestern in Südlibanon zwei israelische Soldaten.

Die palästinensische Polizei hat mittlerweile gut 600 Hamas-Anhänger verhaftet. Israelische und palästinensische Bemühungen konzentrieren sich nun darauf, den angeblich bei Ramallah im Westjordanland untergetauchten Hassan Salameh zu finden. Der 23jährige wurde nach israelischen Angaben in Syrien und Sudan ausgebildet und hat drei der vier Selbstmordattentäter rekrutiert. Unbestätigt blieben gestern Meldungen, wonach Arafat seinen Sicherheitschef im Westjordanland, Dschibril Radschub, entlassen habe, weil er zuwenig Hamas-Anhänger habe verhaften lassen. Palästinensische Geheimdienstler sollen am Samstag mit einer Delegation des US-Geheimdienstes CIA zusammengetroffen sein, die im Vorfeld des geplanten internationalen Anti-Terror- Gipfels im ägyptischen Scharm el-Scheich am Mittwoch in die Region gereist ist.

Ein Hauptthema auf dem Gipfel wird die internationale Haltung zum Iran sein, dessen staatliche Nachrichtenagentur IRNA die Anschläge letzte Woche als „Vergeltung Gottes“ bezeichnet hatte. Irans Außenminister Ali Akbar Welajati sagte jedoch am Samstag, sein Land helfe den „Menschen, die für Palästina kämpfen“, weder „praktisch, physisch, finanziell noch militärisch“. Die widersprüchlichen Erklärungen sind dem Umstand geschuldet, daß IRNA in den Händen konservativer Kleriker ist, während das Außenministerium als Fenster zum Westen gilt. Bei einem Treffen in Palermo drohten die EU- Außenminister dem Iran gestern mit Aufkündigung des „konstruktiven Dialogs“, sollte Teheran die Anschläge in Israel nicht verurteilen. a.w./taud Seiten 9 und 10