Keine Perspektive

■ Glasmoor-Knackis klagen an: Freigang und Resozialisierung werden behindert

Massive Kritik an den Freigangs-Praktiken in der Justizvollzugsanstalt Glasmoor üben drei Mitglieder der Insassenvertretung. In einem Brief an die taz beklagen die Gefangenen, daß die JVA Glasmoor – im Gegensatz zur JVA Neuengamme – „nur zurückhaltenden Gebrauch von der Möglichkeit“ mache, „die Gefangenen als Freigänger arbeiten zu lassen.“

In Glasmoor, so die Insassenvertreter, herrsche nicht der ausgewiesene „offene Vollzug“, in dem die Gefangenen die Gelegenheit haben, als Freigänger „draußen“ arbeiten, soziale Kontakte pflegen und Entscheidungsfreiheit üben zu können, sondern in Wirklichkeit Verwahrvollzug: Fristen würden nicht eingehalten, Vollzugspläne nicht aktualisiert.

„Wir fühlen uns unzureichend auf die Entlassung vorbereitet“, heißt es im Brief weiter, „die Anstalt tut zu wenig für eine berufliche Qualifizierung der Gefangenen, die dringend zur Wiedereingliederung ins Berufsleben notwendig ist.“ Fazit: In Glasmoor werde für viele Gefangenen „keine Perspektive für ein Leben in Freiheit“ eröffnet.

„Keinen Anhaltspunkt für Ungleichbehandlung“ zwischen den in Glasmoor und Neuengamme Inhaftierten kann hingegen ein Mitarbeiter der Justizbehörde erkennen. Für die Freigänger gebe es „klare Vorschriften des Strafvollzugsgesetzes, die in beiden Anstalten eingehalten würden – Ausnahmen in begründeten Einzelfällen ausgenommen“. Demnach können Gefangene, die noch mehr als 12 Monate abzusitzen haben, keinen Freigang erhalten.

Auch der Anstaltsleiter in Glasmoor, Harold Buck, betont, daß die JVA bei der Gewährung von Freigängen „die rechtlichen Möglichkeiten“ ausschöpfe. Buck: „Es gibt eine verbindliche rechtliche Regelung, von der wir bei begründeten Umständen Ausnahmen zugunsten der Insassen machen.“ So seien immerhin knapp 30 Prozent der Anstalts-Insassen Freigänger. Obwohl das Schreiben der drei Insassenvertreter nur „sehr pauschale Vorwürfe“ enthalte, will Buck den Dialog suchen: „Wir werden uns mit der Insassenvertretung darüber unterhalten“.

U. Winkelmann/M. Carini