■ Sparsame Schweden schälen Obst vor dem Auswiegen
: Bananenaufstand bei Hemköp

Stockholm (taz) – Werden die Schalen von Bananen und Orangen nicht immer dicker, das, was man als reine Frucht fürs gleiche Geld bekommt, nicht immer weniger? Das denkt jedenfalls Ove Lundberg aus dem schwedischen Leksand, der am Donnerstag eine neue Phase des Sparens beim privaten Konsum entdeckte. Im lokalen Hemköp-Laden schälte er am Obststand fein säuberlich seine Bananen und sparte ohne die schwerwiegende „Verpackung“ einige Kronen beim Wiegen an der Kasse. Die herbeigerufene Supermarktleitung konnte jedenfalls keine Bestimmung finden, warum das Kaufen von Obst ohne die natürliche Verpackung unzulässig sein sollte, und ließ Ove mit seinen geschälten Bananen ziehen.

Als dieser der Lokalzeitung von seiner neuen Sparmethode erzählte, gab es am Freitag gleich einige NachahmerInnen – die Welle war losgetreten. Der Supermarkt stellte sich elegant auf das ein, was seither als „Bananenaufstand von Dalarna“ die Runde zumindest in den schwedischen Medien – möglicherweise auch bald in den Supermärkten – macht: Beim Obststand hängt nun eine doppelte Preisangabe: Bananen – mit Schale – für 17.50 Kronen das Kilo, geschälte Bananen dagegen 29 Kronen pro Kilo. Das offenbar durchaus legale Zurücklassen der Obstverpackung soll sich also nicht lohnen.

Für Kunden, die ihre Kartoffeln schälen wollen, bevor sie die zur Kasse tragen, hat man einen Kartoffelschäler aufgehängt und einen extra Abfalleimer für die Aufnahme der Obst- und Gemüseschalen aufgestellt. Beim Hemköp-Laden in Leksand will man sich nicht äußern, wie viele Kunden mittlerweile dem Beispiel des Ove Lundberg gefolgt sind. Es sei jedenfalls nur ein „kleiner Teil“ der täglich rund 1.500 bis 2.000 KundInnen, die man habe. Etwas Unruhe empfindet man bei der Supermarktleitung aber schon, daß sich die Entschalungsaktion, die man so elegant und publizitätsträchtig aufzufangen verstand, zu sehr ausdehnt. Sicherlich sei es unbedenklich, auch Orangen, Zitronen, Blumenkohl geschält zu verkaufen. „Wir wollen“, so Hemköp-Chef Stefan Persson, „unsere Kunden die ungeschälte Alternative anbieten, so weit dies nur möglich ist. Aber irgendwo ist ja auch eine Grenze.“

Nicht nur bei Hemköp versuchte man, sich einige kluge Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen, falls der „Bananenaufstand“ anhalten sollte. Auch die Lebensmittelhygiene der Stadt Leksand ist am Überlegen. Olle Bergfors, zuständiger Abteilungsleiter: „Wenn der Laden das geschälte Obst bereitlegt, könnte es wegen der Hygiene Probleme geben. Das müßte ja alles luftdicht verpackt werden. Aber wenn die Kunden es selbst auspacken und in eigenen Behältern mitnehmen – da weiß ich im Moment auch noch nicht weiter.“ Reinhard Wolff