■ Vorlauf
: Zufall und Sturheit

„Heureka – ich hab's.“ Themenabend: Fröhliche Wissenschaft, ab 21.45 Uhr, arte

„Heureka“, jauchzte Archimedes, nachdem ihm die Erleuchtung gekommen war, wie er die Echt- beziehungsweise Falschheit der königlichen Goldkrone beweisen konnte. Um eben diesen Moment der Eingebung und um die Rolle des (glücklichen) Zufalls in der wissenschaftlichen Forschung geht es – nach einer Erkundung der seltsamen „Fußstapfen“ auf dem Seeboden von Loch Ness und einem Kurzfilm über lehrbuchwidrige Erlebnisse eines Physikstudenten – im dritten Beitrag des arte-Themenabends (22.40 Uhr).

Nobel-geadelte WissenschaftlerInnen berichten, wie sie auf den Trichter kamen. Für Carl Djerassi, die „Mutter“ der Antibabypille, hat das Heureka-Moment eindeutig etwas Sexuelles: Es ist nur eine kurze Explosion, je nach Stärke ein „Mini- oder Maxiorgasmus“. Djerassi hatte seinen „am 15. 10. 1951, irgendwann am Vormittag“, als er mit seinem Team die ersten 100 Milligramm Pillensubstanz synthetisierte.

Überhaupt spielt die „Leidenschaft“ auch in theoretischen Hochregionen eine zentrale Rolle. Sehr befriedigend fand es jedenfalls der Physiker Johannes Georg Bednorz, mit Hilfsmitteln aus dem 14. Jahrhundert – Ofen, Mörser, Pistill „und ein bißchen Keramikpulver“ – ein supraleitendes Material hergestellt zu haben. Ein Traum war das, dessen Erfüllung er als schizophren empfand: Da hat man jahrelang gewartet, und dann ist man doch erschrocken.

„Mut und Sturheit“ halfen der Biologin Christiane Nüsslein-Volhard in der Fruchtfliegen-Genforschung; und der Aids-Virus-Entdecker Luc Montagnier hatte einfach Glück beim ersten Versuch. Mit einer eigentümlichen Mischung aus Gewalt und Halluzination erfüllte sich dagegen der Traum des Physikers Gerd Binnig: Erst zertrümmerte er mit einem Schraubenzieher sein Rastertunnelmikroskop, um nach diesem Mißgeschick mit einem Ersatzgerät die wunderhübschesten Bilder atomarer Strukturen zu bekommen. Danach verhalf ihm dann das Starren auf sein häusliches Deckenmuster zu einem methodischen Durchbruch. Barbara Häusler