Der doppelte Museumsshop

■ Unmut im Kunstverein: Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen müssen mit einem kommerziellen Laden konkurrieren - und haben die Mitarbeit aufgekündigt

Wie ein Zauberwort wird die Idee vom „Museumsshop“ unter Museumsleuten und Kulturpolitikern herumgeflüstert. Damit ließe sich doch zusätzlich Kasse machen. In Bremen weiß man es genauer: Rund eine Million Mark hat der Verkauf an Kunstbüchern, Katalogen, Plakaten und T-Shirts in den vergangenen zehn Jahren eingebracht. Der Bremer Shop war der erste in einem deutschen Kunstverein. Eine Million blieb deshalb übrig, weil sich der Verein die Personalkosten sparen konnte: Alle 20 Kräfte – in der Mehrzahl Damen – arbeiten hier ehrenamtlich. Allerdings nicht mehr lange. Die Mitarbeiterinnen haben ihr Engagement aufgekündigt, schriftlich und recht deutlich: „Mangelnde Zusammenarbeit“ mit dem Vereinsvorstand wird beklagt; jahrelang habe man „anerkannt und erfolgreich“ gearbeitet, aber jetzt würden Entscheidungen über die Köpfe der Damen hinweg gefällt.

Vor allem diese: einen zweiten, kommerziell betriebenen Verkaufsstand in der Kunsthalle zu gestatten. Betreiberin: Die Bremer Konzertagentur KPS – alleinige Geldgeberin für das laufende Max Liebermann-Spektakel und gleichzeitig für die Vermarktung zuständig. Eine Kröte, die der Kunstverein schlucken mußte, erklärt Kunsthallen-Chef Wulf Herzogenrath: „Eine andere Lösung gab es nicht.“ Schließlich werden „die Ausstellungsobjekte immer teurer“, und eine andere Geldquelle tat sich nicht auf. Entsprechend wurde es auch den Damen mitgeteilt.

Und zwar „nach dem Motto: Wenn Sie da nicht mitmachen, dann gibt es keine Ausstellung – den Schuh wollten wir uns natürlich nicht anziehen“, sagt Ruth Mende, die Leiterin des Freiwilligen-Kreises. Deswegen habe sie mit ihren Damen dem KPS-Laden erstmal zugestimmt. Doch die neue Konkurrenz sorgt mit zunehmender Ausstellungsdauer für Verdruß: „Wir haben ganz klar weniger Umsatz, die Leute gehen erstmal in den großen Liebermann-Shop“ – denn Liebermann-Postkarten und -Kunstbücher darf laut Vertrag nur KPS anbieten.

Dabei rechnet sich die Ausstellung längst für den Investor. Die erhofften 60.000 Besucher hat man längst kassiert – „wir sind im grünen Bereich“, sagt der Direktor.

Sonderlich entspannt hat der Kunstverein dennoch bisher nicht auf die Vorwürfe aus den eigenen Reihen reagiert. Der Brief der Damenriege liegt schon acht Wochen auf dem Tisch des geschäftsführenden Vorstandes. Dessen Erster Vorsitzender, Georg Abegg, einfach noch keinen Gesprächstermin habe finden können, wie er erklärt. Die ausbleibende Antwort hat Folgen: Ruth Mende hat sich inzwischen definitiv entschieden, daß nach der Liebermann-Schau Schluß ist.

Was dem Kunstverein in Zukunft einige Probleme bescheren dürfte. Denn wenn die Kunsthalle nach der Sanierung in zwei Jahren wieder eröffnet, soll es weiterhin einen Museumsshop geben, und zwar nach altem, ehrenamtlichem Rezept. „Wir sind abhängig von denen“, sagt Abegg über die Freiwilligen. Denn ein rein kommerziell betriebener Laden käme bei Besucherzahlen von 100.000 bis 150.000 pro Jahr nicht auf seine Kosten – lediglich bei Großereignissen läßt sich mal für drei Monate abräumen. „Die übrigen neun Monate“, ahnt Abegg, „bin ich doch auf die Damen angewiesen.“ Und Herzogenrath glaubt, das Museum müsse in Zukunft wieder andere Finanzierungswege finden. Sponsoring – ja; aber „eine Art von Fremdbestimmung“ dürfe es nicht geben. tw