Den Häusern wachsen Flügel

■ Beim 141. Schinkel-Wettbewerb für junge Architekten planten die Gewinner die Stadt der Zukunft. Der einstige Fluglatz Johannisthal-Adlershof wurde zum Experimentierfeld für ökologische Future-Parks

Zerklüftete High-Tech-Städte, Traum- und Future-Parks, riskante Brückenkonstruktionen und Hochhausplastiken: die Zukunftsbilder junger Architekten sind von Visionen – auch rückwärtsgewandten – geprägt. Statt plumper Blöcke bestimmen differenzierte und ökologische Formen den Städtebau, statt einfältiger Bauten sind Modernität und Phantasie in die Architektur sowie bei der Kunst am Bau eingekehrt. Parkanlagen machen auf cyberromantisch, und Brücken gleichen luftigen Himmelsleitern.

Der Grund, warum sich die Baumeister von morgen beim 141. Schinkel-Wettbewerb den Zukunftsbildern verschrieben haben, ist einfach. Der renommierte Nachwuchswettbewerb gab ein Thema vor, das den Blick nach vorn animierte. „Im Wandel bleiben: Adlershof“, lautete die Aufgabe, bei der für den neuen „Technik- und Wissenschaftspark Adlershof“ Wohngebäude, Park- und Verkehrsanlagen entwickelt werden sollten.

Das „Silicon Valley“ Berlins, meinte ein Jurymitglied, in dem die Humboldt-Universität, das Wissenschaftszentrum, Wohnbauten für 15.000 Menschen und ein großer Park geplant sind, eigne sich, Zukunftspläne „spielerisch“ auszuhecken. Der Schinkelpreis, der mit 6.000 Mark dotiert ist, dient nicht der Realisierung, sondern der Profilierung junger Architekten. Kreativität und Lösungen zukunftsorientierter Planungsaufgaben sollen bei dem Wettbewerb zu Ehren des Berliner Baumeisters ausgelotet werden. 1996 beteiligten sich 170 Teams in den Sparten Architektur, Landschaftsplanung, Kunst am Bau sowie Ingenieurbauten, Verkehrs- und Brückenanlagen.

Eine kreative Wiederbelebung des Genius loci für den früheren Flugplatz Johannisthal ist dabei den Preisträger in der Sparte Kunst und Bauen besonders gelungen. Den Traum vom Fliegen und von der Schwerelosigkeit übersetzten Katrin Katzenberg/Andreas Menzelmann (Hannover) in eine Hochhausskulptur in Form eines Flügels. Die Stadt der Zukunft sieht für die Gewinner des Sonderpreises im Städtebau ebensfalls luftig aus. Germer/Versace (Hannover) entwarfen eine dekonstruktivistische Anlage – ganz im Gegensatz zu den Schinkelpreisträgern Köppen/Skoglund (Frankfurt/ Main), die auf geordnete Blöcke und Zeilen für die Gebäude setzen.

Als neobarocke Gartenstadt stellen sich die Architekten Boymann/Sigel/Blankenhorn (Berlin) den Landschaftspark in Adlershof vor. Das einstige Flugfeld verwandelten sie zu großen Plateaus mit Kunstbepflanzungen und High- Tech-Hecken für den Zukunftspark. rola