Der Schaumschläger

■ „Säurefaß-Mörder“: Gutachter schließt verminderte Schuldfähigkeit nicht aus

Jemand hält zwei Frauen in seinem unterirdischen Atombunker gefangen. Er quält und mißbraucht sie. Später werden auf seinem Grundstück vergrabene Säurefässer gefunden. Er hat die leblosen Körper der Frauen verschwinden lassen.

Letzteres hat der angeklagte Kürschnermeister, der seit Februar 1995 wegen Doppelmordes in Hamburg vor Gericht steht, auch eingeräumt. Aber umgebracht, nein, umgebracht haben will er die 61jährige Hausfrau und die 31 Jahre alte Industriekauffrau 1988 auf keinen Fall. „Ich bin kein Monster“, hat der dickliche Mann mit dem Spitzbart den Richtern entgegengebellt. Die Todesursachen konnten bisher nicht geklärt werden. Die Schmerzen, die Angst, die Erniedrigung und das Flehen der Opfer – nur der Kürschner könnte sie bezeugen.

Nach nunmehr 82 Verhandlungstagen sollte gestern ein psychiatrischer Sachverständiger ein Schlaglicht auf die Person des mutmaßlichen Doppelmörders werfen, der aus seinen sado-masochistischen Neigungen nie einen Hehl gemacht hat.

Der 47jährige sei von knapp durchschnittlicher Intelligenz und mit einem labilen Selbstwertgefühl ausgestattet, verhalte sich wie „ein Schaumschläger“. Der Hobbyastrologe habe es sich nicht nehmen lassen, dem Psychiater ein Horoskop zu erstellen.

Seine Persönlichkeitsstruktur mache ihn besonders anfällig für narzistische Kränkungen. Sollte er die Frauen in einer Art sexuellem Rausch während eines ritualisierten sado-masochistischen Arrangements getötet haben, mochte der Sachverständige eine verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten nicht ausschließen. Allerdings sei dieser Tathergang wenig wahrscheinlich.

Die Anklage sieht in dem Kürschner einen habgierigen Sexualtäter. Der Angeklagte selbst hält an seiner Version fest, das erste Opfer sei bei ihm lediglich die Kellertreppe heruntergestürzt und das zweite in seiner Sauna einem Kreislaufversagen erlegen. Beides habe er vertuschen wollen. Der Termin für die Urteilsverkündung steht noch nicht fest.

Paula Roosen