12 Jungköche rühren den Sponsorenbrei

■ Bremer Wettkochen um die Lukullus-Medaille 1996: Zwischen Fertigprodukten und Schaumschlägern

„Schmeckt–s denn?“ Eine klassisch-rhetorische Frage, bei der es auch auf die Antwort kaum anzukommen scheint. Nicht so hier. Tobias Günther, Jungkoch im zweiten Ausbildungsjahr, schaut den Verkoster Artur Hoffmann begierig an. Er ist einer von 12 Teilnehmern des Kochwettbewerbs „Bremer-Lukullus-Medaille“, die in der Lehrküche des Schulzentrums am Rübekamp angetreten waren. Die Bremer Zulieferer für Großküchen, Van den Bergh Food Service, brachten nicht nur den Warenkorb ein, sondern auch das Thema des Tages. Unter den Materialien, aus denen die angehenden Köche und späteren RestaurantchefInnen ihre Menüs kreieren konnten, stachen neben frischem Fisch und Gemüse riesige Dosen hervor. „Convenience“ nennen die gestandenen Herren die Fertigprodukte ganz nonchalant, tun sich allerdings schon bei der Schreibweise schwer.

„Warum soll ich mich denn noch hinstellen und den Nudelteig selbst machen?“ fragt sich Wolfgang Wustner, der allerdings auch als als Fachreferent bei Van den Bergh arbeitet. Mit Blick auf die vakuumverpackte Sauce Hollandaise: „Ich wette mit Ihnen, daß Sie den Unterschied zwischen unserem Produkt und der selbstgeschlagen gar nicht schmecken.“ Das kann man auch anders sehen. Wie zum Beispiel Ute Schierenbeck.

Sie ist Lehrling im Hotel zu Post. Schnell wirft sie die Tortellini ins Salzwasser und stellt sich gleich den Timer für die richtige Garzeit, bevor sie ihr Menü erläutert. Vorspeise: Nudelvariationen an italienischer Sauce. Im Hauptgang: Lachszöpfe auf Safransauce an Zucchiniblättern und zum Dessert Creme aus verschiedenen Beeren im Kuvertüremantel. Sie vertraut auf Handarbeit und verzichtet so weit als möglich auf die Fertigwaren. Die 19jährige gilt als eine der Hoffnungen unter den Bremer NachwuchsköchInnen, unter denen eh die Frauen „Leistungsträgerinnen“ seien, sagt Arthur Hoffmann von der Jury. Leider schieden viele der Köchinnen zu früh ins Private aus. Ute Schierenbeck jedoch weiß genau, was sie will. Sie kochte schon als Schulmädchen leidenschaftlich gern. Dennoch hat sie den Weg zur Gastronomieausbildung erst gefunden, als ihr eine Allergie einen Strich durch die Floristen-Lehre machte.

Die Leidenschaft merkt man jeder präzisen Bewegung an, mit der sie die blanchierten Zuckerschoten mit der Schöpfkelle aus dem Wasser holt. Ihr Traum: sich irgendwann den Rahmen für ihre Menüs zu schaffen. „Ich wünsche mir ein kleines Schloß in Schottland, mit nur wenigen Zimmern und einer ganz exquisiten Küche.“

Susanne Raubold