So klingt der Staub der Straße

■ Morgen im Chagall: Die Bremer Schmutzrocker „Ann Sucks“

Wer Ann ist und was Ingo Göbbert, Heiko Mescher und Semmel gegen sie haben, ist nicht bekannt. Trotzdem haben sie ihre Band „Ann Sucks“ genannt. Vielleicht hat Ann einen Sauberkeitsfimmel, denn Schmutzrock nennen die drei das, was sie machen. Es ist der Schmutz, den man sich vorstellt, wenn man an amerikanische Straßen denkt, oder es ist der Staub, den amerikanische Motorräder darauf aufwirbeln, oder es ist das Öl, das die Getriebe amerikanischer Autos schmiert, die darauf fahren, oder es sind die Gedanken, die böse Buben haben, wenn sie die acht Titel des ersten Tapes „deflowered“ hören.

Für die einen klingen die Bremer wie die frühen „Nirvana“, für die anderen wie die späten „Cramps“. Auf jeden Fall klingen sie nicht sehr bremisch, was für Schmutzrock auch nicht unbedingt Pflicht ist. Weder Balladen noch Crossover-Unfug gönnen sie ihrem Repertoire. Dafür geben Baß, Gitarre und Schlagzeug Vollgas, als wären sie auf der Rennbahn. Erstaunlicherweise ergibt das keine Sound-Karambolagen, sondern äußerst kompakte Rock-Heuler mit Ohrwurm- und Headbang-Qualitäten.

„Ann Sucks“-Kopf Ingo vergißt beim Trommeln nicht mal das Singen. Er singt und schreibt Songs mit Titeln wie „Too Wild“ und „Animal Son“. Auf der Bühne trägt er eine Fliegermütze, was ein bißchen dämlich aussieht, aber vielleicht andeutet, daß „Ann Sucks“ sich selbst nicht ganz ernst nehmen.

„Ann Sucks“ waren eindeutig die Könige der letzten „Rock over Bremen“-Reihe, obwohl ihr Auftritt kaum besucht war. Das Trio machte seinem Song „Kickin' Your Ass“ trotzdem alle Ehre und wird das bestimmt auch am Freitagim „Chagall“ tun. A. N.

Freitag, 21 Uhr, Chagall