■ Linsen Soufflé
: Alte Hippies und neue Remakes

Ach ja, diese Remakes. Ole Bornedal darf seinen Film „Nightwatch“ noch mal drehen. Nick Nolte wird in der Hollywood- Nachtwache“ die Hauptrolle des irren Mörders übernehmen, der einen Studenten in einer Leichenhalle terrorisiert. Ewan McGregor darf den Studi machen. Bornedal wird mit dem von Steven Soderbergh neuverfaßten Gruselthriller sein US-Debüt geben. Ob der Charme des Originals erhalten bleibt, interessiert niemanden, in Hollywood geht's ums Geschäft. Um jede Menge Kohle geht es auch in der Klage, die Ines Clouzot, Witwe des französischen Regisseurs Henri-Georges Clouzot („Lohn der Angst“), der amerikanischen Produktionsfirma Morgan Creek angedroht hat. Hat Morgan Creek doch Clouzots Thriller „Les Diaboliques“ aus dem Jahre 1954 noch einmal gedreht, und zwar mit Sharon Stone und Isabelle Adjani als badewannenmörderische Lehrerinnen, ohne von Madame Clouzot irgendwelche Rechte käuflich zu erwerben. Die Produktionsfirma gibt sich völlig unschuldig, schließlich besitzt sie die Rechte an der Romanvorlage des Autorenduos Boileau/Narcejac, das müsse reichen, meinen die Hollywood-Anwälte. „Weit gefehlt“, meint dagegen die Witwe. Sie steht auf dem Standpunkt, die aktuelle Version der „Teuflischen“ sei keine Adaption des Romans, sondern eindeutig ein Remake des Films ihres Mannes. Besondere Brisanz erhält der amerikanisch-französiche Rechtsstreit durch die Tatsache, daß „Die Teuflischen“ auserkoren wurde, die diesjährigen Filmfestspiele von Cannes zu eröffnen.

Wenn's um Geld geht, hört auch bei Althippies die Freundschaft auf. So werden sich demnächst Dennis Hopper und Peter Fonda wiedersehen, aber nicht on the road, sondern vor Gericht. Im Jahre 1969 schrieben Hopper und Fonda Filmgeschichte. „Easy Rider“, in dem die beiden auch die Hauptrollen spielten, wurde zum definitiven Kultfilm einer ganzen Generation und brachte seinem Produzenten (Fonda) und seinem Regisseur (Hopper) ein Vermögen ein. Ein paar hunderttausend Dollar Produktionskosten standen Einnahmen von 20 Millionen gegenüber, das machte „Easy Rider“ zu einem der größten Kassenknüller seiner Zeit. Jetzt, ein Vierteljahrhundert später, geht's genau um dieses Geld. Dennis Hopper hat einen Zivilprozeß gegen seinen alten Kumpel Peter Fonda angestrengt, weil der ihm angeblich nicht die damals vertraglich vereinbarten 43 Prozent Gewinnbeteiligung ausgezahlt habe, sondern lediglich 36 Prozent.

Und wenn Jack Nicholson nicht bald wieder einen Hit an der Kinokasse landet, wird er vielleicht auch auf die Idee kommen, daß er damals für „Easy Rider“ viel zu wenig Gage bekommen hat. Denn dafür, daß er sich mit einem Footballhelm auf ein Motorrad setzt, würde ein Arnold Schwarzenegger heute mehr als 20 Millionen Dollar Gage bekommen, plus Einspielbeteiligung, versteht sich.

Und noch 'n Remake: Universal Pictures bearbeitet gerade Michael Mann. Der Erfinder von „Miami Vice“ und „Crime Story“ ist ein verdammt vorsichtiger Regisseur. In 18 Jahren brachte er es gerade mal auf sechs Kinofilme. Doch nach „Heat“ ist er jetzt heiß! Gerade erklärte sich Michael Mann bereit, zwei seiner drei nächsten Filme für Disney zu drehen und auch eine neue Fernsehserie zu konzipieren. Und Universal will, daß Mann Fred Zinnemanns „Der Schakal“ (1972) noch einmal macht. Irgendwie überflüssig. Karl Wegmann