Selbstreflexivität für einmal komödiantisch

■ Wolfgang Wiens über Obrigkeit und Die Kunst der Komödie von Eduardo de Filippo

Für die unendliche und allseits beliebte Serie „Theater über, mit und um Theater“ liefert das Thalia für einmal einen komödiantischen Beitrag: Wolf-Dietrich Sprenger, selbst ein grandioser Mime und als Regisseur zuletzt mit bodenständigen Klassikern aufgefallen, inszeniert Die Kunst der Komödie von Eduardo de Filippo aus dem Jahre 1965.

„Geben Sie acht auf Schein und Sein“, warnt dort der Theaterdirektor Campese den neuen Präfekten, der glaubt, ohne hinzugehen viel vom Theater zu verstehen. Er habe Wichtigeres zu tun, als Possen zu beschauen. Doch am Ende stellt sich heraus, daß er keine Ahnung hat, ob seine Tagesgeschäfte aus wirklichen Fällen bestehen, oder ob Schauspieler in ihren Rollen als Arzt, Pfarrer oder Lehrer dem Präfekten leicht obskure Szenen aus ihrem neuen Stück vorspielen.

„Man soll ins Theater gehen und gucken“, bringt Chefdramaturg Wolfgang Wiens die Komödie auf einen Nenner, „und nicht über das Theater schwätzen, ohne eine Ahnung davon zu haben.“ Nach sechsjähriger Arbeit an der Berliner Schaubühne ist Wiens nun erneut Kompagnon von Hausvater Flimm geworden.

Die Kunst der Komödie will er dabei weder verkürzt als Beitrag zu den aktuellen Debatten um das Theater noch „als eine sentimentale Selbstbeweihräucherung“ verstanden wissen. Neben der Beschäftigung mit der Beziehung von Spiel und Wirklichkeit geht es ihm vielmehr um eine komödiantische Abhandlung der Fragen: „Wie ist das Verhältnis der Obrigkeit zu den Künsten? Nehmen sie das Angebot der Kultur wirklich wahr, die Wirklichkeit konzentriert vor Augen zu führen „Man könnte“, so Wiens, „schon mal nach dem kulturellen Background unserer Gesetzgeber fragen.“

Für die Kunst der Komödie hat Wiens einen berühmten Gast für die Rolle des Theaterdirektors ans Haus geholt: Kurt Hübner war während der 60er Jahre in Bremen der Intendant der Aufbruchzeit, bei dem Zadek, Grüber, Fassbinder und Stein inszenierten. Wer vermag es da noch, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden?

Niels Grevsen

So 5., Mo 6. Februar, Thalia Theater, jeweils 20 Uhr