Die Distanzierte heute ganz satirisch

„Delikat“ fand die „Abendzeitung“ in München ihre Vorstellung, „knackig“ sogar der sonst muffige „Münchener Merkur“: Cornelia Froboess wird gelobt, egal womit sie auftritt. Heute abend zeigt sie in den Kammerspielen, wie Berliner Satire funktioniert. Begleitet vom Diabelli-Trio bringt sie Hollaender, Tucholsky, Kästner, Schickele und Klabund in einer, so die Schauspielerin, „mundartlichen Darbietung“.

Wer, wenn nicht die gebürtige Berlinerin, stünde mehr für muntere Nachkriegsunterhaltung. 1943 wurde sie geboren: Jung genug war sie also 1951, um als „Kleine Cornelia“ „Pack die Badehose ein“ auffordern zu können, ohne in der Rolle der Unschuldigen, sechs Jahre nach dem Nationalsozialismus, peinlich zu wirken.

Mitte der Fünfziger war sie der erste deutsche Teeniestar – und durfte sogar, züchtig zwar, ein wenig Bein zeigen: Sie war andererseits die erste Vorkämpferin der Frauen, endlich den Rock zugunsten der Blue Jeans (“Niethosen“) ausziehen zu dürfen. Wahrscheinlich war Conny, wie sie dann hieß, die subversivste Kämpferin an der feministischen Front – selbstverständlich Frau, ohne dem Manne untertan sein zu wollen.

Mitte der sechziger Jahre hatte sie von Karriere immer noch nicht genung und sattelte auf die seriöse Schauspielerei um. Das war eine schöne Entscheidung, wie auch Kinogänger vor einigen Jahren in Blumenbergs wunderbarem Hamburg-Film „Der Sommer des Samurai“ konstatieren konnten: Die Froboess war da eigentlich wie immer – ein wenig distanziert, kühle Augen, schleppend im Tonfall, vorsichtig, aber selbstbewußt in der Körpersprache.

Derweil hat sie Fernsehrollen übernommen, eine auch für RTL, wo sie – ziemlich bewunderungswürdig – eine verhärmte Mutter spielte. Dieses Jahr tingelte sie nur gelegentlich durch die Republik, zuhause im Bayrischen pflegte sie ihre kranke Mutter, „da kann man nicht so umherreisen, wie man immer möchte“.

Der Auftritt in den Kammerspielen, so sagt sie, komme ihrer Neigung entgegen, mal „was anderes zu machen, eine kleine Lesung, die vielleicht interessieren könnte“. Das glaubt sie jedenfalls, „denn es muß schon spannend sein, sonst könnte ich ja auch zuhause lesen“. Deshalb wird sie überwiegend Texte vortragen, die Frauen im ganz allgemeinen Sinne zum Thema haben: „Das wird rauh, aber herzlich.“

Jan Feddersen

Kammerspiele, Hartungstr. 9-11, 20 Uhr