Hans bald blank?

■ Ohlsdorf bebt: Rettet DIE Reliquie der Hans–estadt! Von Petra Petersen

Daß das letzte Hemd keine Taschen hat, besang er einst. Im Juli 1960 wurde er unter vielfältigen Trauerbekundungen hinabgesenkt ins Kühle, und seitdem braucht ihn ein Mangel am allgemeinen Äquivalent nicht mehr zu jucken. Aber was ist mit uns, den Hinterbliebenen des großen blonden Sohnes der Stadt? So ganz kalt läßt er ja noch immer niemanden – ob wir ihn nun lieben oder hassen: Doch ist heute das Hemd erst recht näher als der Rock, und die Heuer singt und springt auch nicht mehr so silbern wie damals längs der Freiheit.

Viel trauriger als seine Hymne „Goodbye Johnny“ ist nun der Umstand, daß sein Grab dem Verfall anheimzufallen droht.

Doch erinnern wir uns: Schon im Juni 1992 war die Aufregung groß gewesen, daß der Hans aus seiner Kiste heraus muß. Auf den Alarm der rührigen Friedhofswächter hin hatten sich damals alsbald großzügige Sponsoren gemeldet, die 30.000 Mark für Grabpflege und Verlängerung der Liegezeit versprachen. Leider, leider aber, so lüftete die Ohlsdorf-Sprecherin Sabine Blum gestern das unschöne Geheimnis, ist dann keine müde Mark von den Spendierhosenträgern eingetroffen. Bei solch großzügigen Angeboten ist derLandesbetrieb Friedhöfe nun skeptisch und hofft weiter auf die kleine, ehrliche Spende: „Wir möchten, daß sich möglichst viele Bürger für das Gedenken einsetzen“, erklärt Sabine Blum. Sie rechnet damit, daß sich Mitte nächster Woche bereits erste deutlichere Ergebnisse der Spendenaktion, die schließlich Zeit brauche, abzeichnen. 4530 Mark waren gestern um 12 Uhr zu verzeichnen. Rund 25.000 Mark fehlen noch.

„Kein Problem“, sagt hingegen Peter Kämmerer, Beiratsvorsitzender der Interessengemeinschaft St. Pauli und SPD-Bürgerschaftsabgeordneter. „Wir bezahlen 50 Prozent der Verlängerungskosten, die andere Hälfte bezahlt ein großes Bestattungsinstitut“, so Kämmerer zur taz, und signalisiert, auch das bereits gesammelte Geld aufstocken zu wollen. Doch noch zeigt sich die Friedhofsverwaltung etwas spröde. Schließlich gilt das Angebot nur für die Gebühren eines Sechser- Grabes – Hans liegt in Ohlsdorf allerdings mit weiteren zehn Verwandten zusammen begraben.

Ein erster Effekt ist mit dem neuerlichen Spendenaufruf bereits erzielt: Seit vergangener Woche defilieren wieder mehr Fans an der Grabstätte vorbei, und haben sie ein paar Groschen übrig, dürfen sie die auch spenden. Der Rest der Rechnung bliebe dann für die IG St. Pauli und das GBI übrig, und die Ruhe des großen Sohnes von St. Georg, den immer das Heimweh nach St. Pauli plagte, wäre gewährleistet.

Spendenkonto: BLZ 200 500 00, Konto: 103 440, Stichwort Hans Albers