Fahrrad-Tips für Unbegabte

Bald ist Frühling. Dann holen wir wieder unsere Räder aus dem Keller, weichen beschwingt uns nach dem Leben trachtenden Autos aus, umkurven nonchalant die quer über alle Radwege gepflanzten tarngrauen Falschparkerabwehr-Poller, vertreiben mit einem fröhlichen Pfeifen noch die dicksten Abgasschwaden, und irgendwas stimmt dann doch nicht: Da klappert, schleift und wackelt was. Kein Wunder. Ein Fahrrad regeneriert sich nicht von alleine. Ein Fahrrad will vielmehr Aufmerksamkeit. Bekommt es diese nicht, rächt es sich. Ohne Pflege wird das teuerste Rad binnen weniger Monate zur quietschenden Plage, mit ein bißchen Geduld läßt sich noch der ältesten Mühle ausreichender Fahrkomfort entlocken. Und: Wer rechtzeitig ein paar Minuten Zeit investiert, kann Werkstattrechnungen sparen.

+ Kette: Eine gepflegte Kette erleichert das Fahren, schont die Zahnkränze und läßt die Gangschaltung leichter arbeiten. Von Zeit zu Zeit durch einen mit etwas Reinigungsbenzin getränkten Lappen laufen lassen, um Dreck zu entfernen. Dann mit einem nicht klumpenden Pflegemittel schmieren.

+ Licht: Eine Ersatzbirne fürs Rücklicht dabeizuhaben ist sinnvoll. Meistens brennt das Rücklicht zuerst durch, und der vom Dynamo erzeugte Strom überfordert dann das Vorderlicht und läßt auch da die Birne durchschmoren.

+ Reifen: Beste Vorbeugung gegen Platten: immer prall aufgepumpte Reifen, die sind weniger verletzlich. Spezielle Manteleinlagen schützen den Schlauch zusätzlich. Ist trotzdem die Luft raus, ist neben dem Flickzeug das wichtigste Hilfsmittel ein Mantelheber (gibt's billig im Fahrradladen), mit dem sich der Mantel relativ leicht von der Felge ziehen läßt. Unbedingt Fremdkörper vom Inneren des Mantels entfernen!

+ Seitenschlag: Entsteht u.a. durch allmähliches Lockern einzelner Speichen. Die Felge wird nicht mehr gleichmäßig gehalten. Festzustellen, indem man das Rad bei leicht angezogenen Bremsen laufen läßt. Die Speichen laufen von der Felge abwechselnd auf die rechte und die linke Nabenseite. Schlägt die Felge an einer Stelle nach rechts aus, muß sie also wieder in die Gegenrichtung gezogen werden. Das geht so: Schlag genau orten. Die zwei umliegenden Speichen, die auf die linke Seite führen, vorsichtig anziehen. Das macht man an den kleinen Schrauben an der Felge mit einem „Teller“, der für ein paar Mark im Radgeschäft zu kaufen ist und die Schrauben sicher umfaßt. Bei einem leichten Schlag reicht meist eine halbe Drehung. Wenn nicht, vorsichtig weiterprobieren. Speichen nie lockern (das tun sie von alleine), sondern nur anziehen, sonst ist schnell noch ein Höhenschlag da!

+ Schrauben: Die richtige Schraubrichtung ermittelt man in den meisten Fällen mit der Daumenregel: Die rechte Hand in Tramper-Haltung, den Daumen in die Richtung halten, in die die Schraube bewegt werden soll. Die gekrümmten Finger zeigen dann die dafür erforderliche Drehrichtung. Beim Speichen-Festziehen muß der Daumen in die Radmitte zeigen.

+ Hilfe zur Selbsthilfe leisten Reparaturbücher, die ohne viel Fachchinesisch, dafür mit erklärenden Zeichnungen unter die Arme greifen. Ist der Wille ungebrochen, das eigene Werkzeug aber nur unzureichend, ist der Besuch einer Fahrradselbsthilfe-Werkstatt zu empfehlen. Da gibt es passendes Werkzeug und fachkundige Hilfe. Eigeninitiative ist aber unerläßlich. taz-Veranstaltungskalender beachten.

+ Schnorren: Wenn der hilflos-flehende Blick nicht reicht, die Eitelkeit im Fachmann nutzen: „Ich brauch da bloß mal 'n Tip, dann krieg ich das schon allein hin ...“ Schon nimmt er uns den Schraubenschlüssel aus der Hand. jes