Einsame Parallelen

■ Bukowski im Altonaer Theater

Auch die Geometrie hat ihre tragischen Fälle - die einsamen Parallelen gehören dazu. Das Drama von Isolation und dem Begehren nach Begegnung wird in Oliver Bukowskis erotisch-bissiger Kriminalkomödie Ob so oder so Sujet von „intelligentem Unterhaltungstheater“, das Humor an der Grenze zur Gewaltsamkeit entlangschrammen läßt. Ein idealer Stoff für den am Konzept der „Komödie mit Biß“ orientierten Spielplan des Altonaer Theaters ist diese Ménage a trois, die am Mittwoch in der Regie von Thomas Krauß als Hamburger Erstaufführung Premiere hatte.

Nick und Mona (Markus Bartl und Eva Klakl), ein ärmliches Generation-X-Pärchen, wohnen in einer lausigen Bude. Zum Aufwärmen bricht Nick in eine Wohnung ein. Mona glaubt, es wäre das Appartement seiner Mutter. Die namenlos bleibende Frau (Katharina Schütz) überrascht Mona und Nick. Zwischen Nick und der Frau entspinnt sich ein zerstörerisches Spiel, das ebensowenig Zufall ist wie die Wahl eben dieser Wohnung. Die wortwitzig-schlagfertigen Dialoge Bukowskis werden in Altona mitreißend in Szene gesetzt. Die tragische, leise Komponente hätte jedoch der genaueren Ausarbeitung bedurft. Gerade die Gestaltung der Beziehung zwischen Nick und der Frau setzt immer wieder auf den Witzgehalt des wortgewaltig-aggressiven Schlagabtauschs. Abgründe sind zu ahnen, werden aber nicht wirklich glaubhaft. So überzeugt Katharina Schütz mit der coolen und harten Seite der Frau. In der Darstellung einer gebrochenen und an der Nichtberührung der Parallelen verzweifelnden Frau wird sie jedoch von der Inszenierung alleine gelassen. Statt leiser Verzweiflung ob der verpanzerten Existenz Klischee der Hysterikerin. Bartl brilliert in seiner Darstellung von Nick als einem zwischen Wortwucht und Schamhaftigkeit taumelnden Menschen und zeigt, daß Lächerlichkeit nicht immer zum Lachen ist. Ein unterhaltsamer Abend auf jeden Fall. Gespannt sein darf man auf die weiteren Bukowski-Stücke, die im Altonaer Theater zu sehen sein werden. Denn Bukowski ist vielleicht die Entdeckung des Abends.

Elke Siegel