Wer versteht wen

■ Nachspiel zu HHA-Kioskschließung

Eine Kette von Mißverständnissen und nicht stattgefundenen Absprachen habe zur endgültigen Schließung des Kiosks Meßberg für eine künstlerische Nutzung durch den Verein weltbekannt e.V. geführt. So stellt es zumindest die Hamburger Hochbahn AG (HHA), in einer nachgeschobenen Erklärung dar. Im Februar ließ die HHA durch Sicherheitspersonal eine Kunstaktion abbrechen und den Kiosk für weltbekannt sperren. Nach Darstellung von weltbekannt und der Kuratorin Alexandra Filipp, die in diesem Monat mit 50 Künstlern dort das Projekt Unter die Erde durchführen wollte und aufgrund der Schließung nun alles absagen mußte, lagen die Ursachen für die Versäumnisse bei der Verwaltung der HHA. Filipp hatte bereits Anfang Januar persönlich ihr Projekt den Verantwortlichen in der Grundstücksverwaltung vorgestellt. Bis dahin wurden den Hochbahnern alle Kunstaktionen lediglich via Einladung mitgeteilt; es hatte nie Einwände gegeben. Von dieser Grundlage ging Filipp aus, als sie die ausbleibende Antwort als Zustimmung wertete. Die Kehrtwendung der HHA war weder für weltbekannt noch für die Kuratorin nachvollziehbar.

Alle weiteren Versuche von seiten der Künstlerin, die Situation noch zu retten und auf den offensichtlichen Mangel an Informationsfluß in der HHA hinzuweisen, blieben ohne Erfolg. Die HHA verschanzte sich in ihrem bürokratischen Panzer und vertraute auf die bewährte Methode des Aussetzens. Zeitgleich läßt die HHA an den nicht in Betrieb befindlichen Gleisen am Jungfernstieg hoch gesponsorte Kunst veranstalten, unterbinde aber, ohne eine Erklärung zu liefern, eine Kunstform, die die Begegnung mit der Situation auf dem Bahnsteig sucht. Dies zeige, so Filipp, daß es anscheinend immer noch zwei Arten von Kunst gibt. Den finanziellen Ausfall, der Filipp entstanden ist, will sie nun notfalls via Gerichtsgang einklagen. Geschädigte sind neben ihr aber auch die Fahrgäste, denen ein öffentlicher Kunstraum genommen und die Möglichkeit für einen - wenn auch nur zeitweise - attraktiveren Bahnsteig vorenthalten wird.

Marcus Peter