Stadtwerke spekulieren auf Bremische

■ Stadtwerke machen Angebot / Preag zu Sondierungsgesprächen bei Scherf

Die „Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau“ (kurz: Bremische) soll zu maximal 49 Prozent verkauft werden, um das leere Säckel des Stadtreparaturfonds zu füllen. Das hat die Koalition längst beschlossen. Noch weiß niemand, wieviel die Wohnungsbaugesellschaft überhaupt wert ist – doch das erste Angebot liegt schon vor. Außerdem hat ein weiterer möglicher Investor in Bremen angeklopft: Erstens haben die Stawerke am Mittwoch ein Angebot für ein Engagement bei der Bremischen abgegeben, das jetzt der taz vorliegt. Und zweitens hat gleichzeitig der Chef der Preußen-Elektra bei Bürgermeister Henning Scherf vorgesprochen. Thema unter anderem: Einstieg in die Wohnungswirtschaft.

Die Bremer Stadtwerke setzen offensichtlich alles daran, neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Um einen Teil der BEB kaufen zu können, haben sie dem Senat schonmal eine Abschlagszahlung von 150 Millionen Mark auf den Kaufpreis in Aussicht gestellt. Nun will der Energieversorger mit demselben Köder die Bremische angeln: „Der Verkauf von Anteilen der Bremischen (Minderheit) an die Stadtwerke kann als Anschub-Finanzierung für die Stadt-Reparatur dienen“, heißt es in dem Brief, den Stadtwerke-Chef Gerhard Jochum am Mittwoch an Bürgermeister Henning Scherf und Finanzsenator Ulrich Nölle schickte. Das Geld könnte direkt wieder zurückfließen: Die Stadtwerke schlagen nämlich gleichzeitig vor, künftig gemeinsam mit der Bremischen die Stadtreparatur abzuwickeln – und die soll immerhin ein Volumen von 400 Millionen Mark auf vier Jahre haben.

Dabei ist eine Beteiligung nur die zweitbeste Idee der Stadtwerke. Mindestens aber wollen sie mit der Bremischen eine Tochterfirma gründen. Die soll von der Instandhaltung über die Energieversorgung und die Telekommunikation bis hin zu den Abrechnungen das komplette Management der Bremischen-Wohnungen besorgen.

Fast gleichzeitig hat einer im Rathaus vorgesprochen, der zu einem knappen Viertel an eben diesen Stadtwerken beteiligt ist. Am Freitag letzter Woche war Hans-Dieter Harig zu einem tête-à-tête bei Henning Scherf. Harig ist der Vorstandsvorsitzende der Preußen Elektra (Preag, zu 100 Prozent im Besitz der Veba) und Mitglied im Vorstand der Veba. Die Themen des Gespräches, so Senatskreise: Der Einstieg der Preag bei den Bremer Entsorgungs-Betrieben (BEB) – entweder direkt oder vermittelt durch die Stadtwerke, ebenso die Chancen der Veba-Tochter Vebacom (auf deren Lohnliste als Berater: Klaus Wedemeier) auf dem Bremer Telekommunikationsmarkt, darüber hinaus ein mögliches Engagement der Veba-Tochter „Veba Immobilien“ in der Bremer Wohnungswirtschaft.

Da steht ein interessantes Menu auf der Speisekarte. Schließlich soll nicht nur die Bremische versilbert werden, über kurz oder lang gehe angesichts der dräuenden Vulkan-Pleite auch die Gewoba in den Verkauf, heißt es dazu unisono aus dem Finanz- und Wirtschaftsressort. Die Veba-Immobilien AG wäre eine potente Partnerin, genauer: die potenteste. Die Gesellschaft ist mit 130.000 Wohnungen die größte Wohnungseigentümerin Deutschlands, kauft in allen Großstädten dazu (Zielzahl: 150.000 Einheiten) und bietet modernste Immobilien-Bewirtschaftungen an. Für die Stadt Wetter an der Ruhr bewirtschaftet sie sämtliche öffentliche Gebäude – ein Novum in Deutschland. Das ehrgeizige Ziel der Gesellschaft: Nahezu eine Verdoppelung des Jahresergebnisses bis zum Jahr 2000 auf 250 Millionen Mark. J.G.