Fusion soll Agrar-Fakultät locken

■ SPD macht Erhalt der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät von Fusion abhängig. Wissenschaftssenator stur

Obwohl der öffentliche Druck zunimmt, hält die SPD-Fraktion an der beabsichtigten Schließung der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität (HUB) fest. Die im Haushaltsstrukturgesetz enhaltene Passage, die die Streichung sämtlicher Studienangebote der Fakultät vorsieht, werde auch nach den Beratungen in den Parlamentsausschüssen voraussichtlich nicht geändert, erklärte gestern der Fraktionssprecher Hans-Peter Stadtmüller.

Statt dessen lockt die SPD mit der Fusion. Den Erhalt der Institution will sie von einem positiven Votum zur Länderehe am 5. Mai abhängig machen. „Bei uns gibt es Stimmen, die der Meinung sind, sollte die Fusion kommen, müßte man überlegen, ob die Fakultät erhalten werden kann“, so Stadtmüller. Es gebe „durchaus die Einsicht“, daß die Fakultät für die Landwirtschaft Brandenburgs von Bedeutung sei.

Das Haushaltsstrukturgesetz war am Donnerstag ins Abgeordnetenhaus eingebracht worden. Nach Beratungen in den Ausschüssen soll es am 28. März verabschiedet werden. Im Hochschulbereich sieht es ab 1997 bis zum Jahr 2003 Einsparungen in Höhe von 251 Millionen Mark vor. Davon sollen unter anderem 48 Millionen durch die Auflösung der Agrar-Fakultät an der HUB erbracht werden. Würde das Gesetz verabschiedet, könnten nur noch immatrikulierte Studenten ihre Ausbildung fortsetzen, sagte eine Sprecherin der Wissenschaftsverwaltung. Derzeit sind an der Fakultät rund 1.300 Studenten eingeschrieben.

Kritik an der Schließung der Fakultät, die über gute Kontakte zu osteuropäischen Ländern verfügt und unter anderem in der Entwicklungshilfe tätig ist, äußerte die SPD-Frakion im Potsdamer Landtag. Fraktionschef Wolfgang Birthler erinnerte daran, daß Berlin bereits 1991 die HUB-Fakultät Brandenburg angeboten habe. Dennoch sehe Brandenburg keine Chance, die Fakultät zu übernehmen. Damals wie heute bleibe es dabei: „Wir haben kein Geld“. Wissenschafts- und Kultursenator Peter Radunski (CDU) verteidigte gestern die Sparpläne als „verträglich“. Abstriche am Haushaltsstrukturgesetz wollte der ehemalige CDU-Parteimanager allerdings nicht ausschließen. Es gebe „starke Kräfte“ im Parlament für Änderungen im Haushaltsstrukturgesetz. Es sei eine „politische Frage“, ob die Koalition dies noch zulassen werde, so Radunski. Die hochschulpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Sybille Volkholz, äußerte gestern die Vermutung, der Senat sei eher am Verkauf der Liegenschaften der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät interessiert als an bildungspolitischen Erwägungen.

Dem Protest der Studenten schloß sich unterdessen der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Constantin Freiherr Heereman, an. In einem Schreiben an Eberhard Diepgen (CDU) nannte er die Schließungspläne des Senats unverantwortlich. Severin Weiland