Das Portrait
: Die ihr Ziel erreicht

■ Faizeh Rafsandschani

Irans Hoffnungsträgerin Faizeh Rafsandschani Foto: Reuter

Auf ihren Wahlplakaten sah sie aus, als wolle sie das Klischee der Gotteskriegerin der ersten Jahre der Islamischen Republik wiederbeleben: Den Schador tief in das Gesicht gezogen, so daß kein Haar zu sehen war. Im Teheraner Norden, wo Faizeh Rafsandschani ihr Büro hat, läuft keine Frau so herum. Trotzdem gilt die 33jährige Tochter des iranischen Staatspräsidenten Ali Akbar Haschemi Rafsandschani als Hoffnungsträgerin jener, die nach 17 Jahren Mullahherrschaft auf eine Lockerung der Sitten hoffen.

„In meiner Umgebung haben sämtliche Frauen Faizeh gewählt, wahrscheinliche haben allen Teheraner Frauen sie gewählt“, meint ein iranischer Journalist. So übertrieben ist die Aussage nicht. Faizeh Rafsandschani (deren Vorname bedeutet: „Die ihr Ziel erreicht“) gehört zu den wenigen KandidatInnen, die im ersten Anlauf den Sprung ins Parlament geschafft haben. Von den in Teheran aufgestellten KanidatInnen bekam die Managementstudentin und verheiratete Mutter von zwei Kindern die zweitmeisten Stimmen, direkt nach dem konservativen Parlamentssprecher Nateq Nuri.

Faizeh Rafsandschani kandidierte auf der von ihrem Vater mitinitiierten Liste der „Technokraten“, G-6. Doch es war weniger die von den Protagonisten der Liste propagierte große Reformpolitik, die Faizeh Rafsandschani Stimmen einbrachte. Die politische Newcomerin forderte kleine, aber spürbare Verbesserungen des täglichen Lebens.

Kurz vor der Wahl distanzierte sie sich von dem geltenden Verbot für Satellitenschüsseln. Anstatt die satanischen Teile zu verbieten, solle der Iran der westlichen „Kulturinvasion“ mit der eigenen Kultur begegnen, erklärte sie. Bei Iranerinnen stieß die Vizepräsidentin des iranischen Olympischen Komitees auf Sympathien, weil sie sich dafür aussprach, daß Frauen im Iran künftig Fahrradfahren dürfen. Weil die männlichen Herrscher fürchten, daß beim Treten in die Pedalen der Schador verrutschen könnte, dürfen Frauen bisher nur in speziellen Arrealen radeln.

Bekannte von Faizeh Rafsandschani weisen daraufhin, daß die Präsidententochter privat völlig anders herumlaufe, als sie auf ihren Wahlplakaten zu sehen ist. Sie verkehre häufig und gerne in Teheraner Modeboutiquen. Das islamische Outfit sei ein Zugeständnis an jene konservativen Machthaber, die Faizeh Rafsandschani gerne ablösen würde. Thomas Dreger