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Organspender gesucht

■ Transplantationszentrum Bremen zieht Jahresbilanz

Noch sehen Bärbel und Wolfgang Lehmensieck angegriffen aus, doch beide sind überglücklich. Die 53jährige Frau erhielt vor vier Wochen eine neue Niere, gespendet von ihrem Ehemann. Damit sind für Bärbel Lehmensieck drei leidvolle Jahre an der Dialyse beendet.

Es ist das erste Mal, daß im Bremer Transplantationszentrum an der Sankt-Jürgen-Klinik eine Nieren-Spende unter Nicht-Blutsverwandten durchgeführt wurde. Auch bundesweit wurden 1995 erst sechs solcher Transplantationen vorgenommen. Daß sie überhaupt stattfinden, ist Resultat eines Mangels, betont Professor Kurt Dreikorn, Direktor der Urologischen Klinik. Nach wie vor ist die Zahl der Menschen, die nach dem Tod ihre Organe zwecks Transplantation zur Verfügung stellen, viel zu niedrig. „Die Bundesrepublik ist Importland für alle Organe“, moniert Dreikorn. Die im Vorfeld der für 1996 erwarteten Verabschiedung des Transplantationsgesetzes polemisch geführten Diskussionen um den Hirntod hätten die Bevölkerung zutiefst verunsichert.

Eine Verunsicherung, die ihren Ausdruck in langen Wartelisten findet. Allein in Bremen hoffen derzeit 229 Menschen auf eine neue Niere. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt bundesweit zwei bis drei Jahre. Immerhin konnte in Bremen eine leichte Steigerung der Spendenbereitschaft festgestellt werden, belegt der Jahresbericht des Transplantationszentrums. Wurden 1994 lediglich 29 Nierentransplantationen durchgeführt, brachte das Jahr 1995 mit 46 Nierenverpflanzungen den bisher höchsten Wert in der achtjährigen Geschichte des Bremer Zentrums. In diesem Jahr liegt die Zahl bislang bei sechs, angestrebt sind 50 bis 60 Transplantationen.

Die Operationen wurden mit guten Ergebnissen durchgeführt: 90 Prozent aller übertragenen Nieren waren nach Ablauf von einem Jahr noch voll funktionsfähig, 70 Prozent der Nieren versahen ihren Dienst nach Ablauf von sieben Jahren noch reibungslos. Eine Bilanz, die dem allgemeinen Standard entspricht. Die Zusammenarbeit mit 30 Dialysezentren und 18 Krankenhäusern der Umgebung verläuft nach anfänglichen Problemen mittlerweile reibungslos, erklärte Transplantationskoordinator Thomas Grote. Die Organisationsstrukturen seien vereinfacht worden, die postoperative Betreuung der PatientInnen wurde verbessert.

Was bleibt, ist der Mangel an Spenderorganen. Das Bremer Transplantationszentrum plant daher für dieses Jahr eine breite Öffentlichkeitskampagne. Obwohl zwischen 1987 und 1994 in Bremen insgesamt 78 Nieren mehr gespendet als verpflanzt wurden, reicht die Zahl der SpenderInnen nicht aus. 1995 wurden in Bremen insgesamt 37 Nieren entnommen. Außerdem konnten, so der Bericht, „14 Herzen, acht Lebern, eine Lunge und drei Bauchspeicheldrüsen entnommen werden“. Diese Organe können mangels entsprechender medizinischer Einrichtungen in Bremen nicht transplantiert werden. Die jeweiligen Daten wurden weitergegeben an Eurotransplant, die als zentrale Sammelstelle für Deutschland, Holland, Belgien, Luxemburg und Österreich fungiert und die medizinischen Daten von SpenderInnen und EmpfängerInnen abgleicht. dah

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