War Cessna-Absturz doch Sabotage?

■ Augenzeuge: Flugzeugluke soll offen und Gangway ausgefahren gewesen sein

Tragischer Unfall oder doch Sabotage? Noch immer ist die Unfallursache für den Absturz der Cessna am Rosenmontag, bei dem zehn Menschen beim Landeanflug auf Salzburg starben, nicht geklärt (die taz berichtete). Der Tagesspiegel hatte gestern gemeldet, daß ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft „Private Wings“, die die Maschine eingesetzt hatte, bei der Kriminalpolizei ausgesagt habe, die Einstiegsluke des Fliegers in den Morgenstunden sei aufgeklappt und die Gangway ausgefahren gewesen. Nach Ermittlungen der Kriminalpolizei aber will zu dem fraglichen Zeitpunkt keiner der dazu Berechtigten am Flugzeug gewesen sein.

Die Ermittlungen seien noch lange nicht abgeschlossen, sagte gestern Christian-Heinz Schuberdt, Mitarbeiter der Flugunfall- Untersuchungskommission (FUS) in Braunschweig. Doch Anhaltspunkte für „eine Manipulation an wichtigen Teilen des Flugzeugs“ gebe es derzeit nicht. Die Kommission habe noch nicht alle Gutachten erhalten. Derzeit würden die Triebwerke der Cessna beim Hersteller in Kanada überprüft. Außerdem würden Zeugen vom Berliner Landeskriminalamt und der Polizeidirektion in Traunstein vernommen.

Auch die Pressesprecherin der Berliner Flughäfen, Rosemarie Meichsner, wies den Sabotageverdacht zurück: „Es ist ausgeschlossen, daß ein Fremder Zutritt zu dem Hangar hatte.“ Vom Landeskriminalamt war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Ein Mitarbeiter sei mit der Ermittlung im Fall eines Scheckbetrugs tätig, sagte ein Polizeisprecher.

Der dubiose Unternehmer Gottfried Hoffmann, die Schlüsselfigur des mysteriösen Absturzes, war so pleite, daß sein Scheck für den Flug nach Salzburg nicht gedeckt war. Hoffmann, der bereits wegen Betrugs, Heroinhandel und räuberischer Erpressung viele Jahre im Gefängnis saß, schuldete allen Cessna-Passagieren Geld, zusammen eine halbe Million. Mit der Versprechung, ihnen das Geld in Salzburg auszuzahlen, hatte er den Flug organisiert.

An Bord der Maschine befanden sich Hoffmanns Anwalt, der offene Honorarrechnungen von 100.000 Mark geltend machte. Seiner Verlobten, die ebenfalls mitflog, schuldete Hoffmann über 200.000 Mark. Außerdem waren Rechtsanwalt Uwe Weitzberg, der in der DDR dem Richterbund vorstand, und zwei Geschäftspartner Hoffmanns, die zuletzt bei der Abwicklung der Farb- und Lackfirma Cemulack in Steglitz gemeinsame Sache machten, mit an Bord. Hoffmann soll als Liquidator der Cemulack rund 16 Millionen Mark in seine eigenen Tasche gesteckt haben. Nach Informationen des Tagesspiegels soll sich auch ein ehemaliger Volkspolizist unter den Passagieren befunden haben, der dem „Anlagen- und Wirtschaftsberater“ Hoffman 200.000 Mark für den Bau einer Augenklinik geliehen hatte. Torsten Teichmann