Leipziger Platz: The show must begin

■ Investor baut nächstes Jahr für 1,2 Milliarden Mark. Kuppelbau für 1.600 Zuschauer und „Tresor“-Tower geplant

Dem Leipziger Platz steht die Verwandlung zum Klein-Las-Vegas ins Haus. Nicht einarmige Banditen, aber doch „Entertainement“ in einem Zirkus und Showtheater in Studios und Diskotheken, Hotelhallen und Kongreßsälen, Gaststätten, Bars und Geschäften sollen dort zukünftig für Stimmung sorgen. „Eine Unterhaltungs- und Erlebniswelt mit Passagen sowie einem Kuppelbau“, sagte gestern der Münchener Investor Peter Kottmair bei der Vorstellung des 1,2 Milliarden Mark teuren Projekts, „werden dem Platz wieder zu überregionaler Ausstrahlung verhelfen.“ Nicht Kleckern ist also angesagt, sondern: „It's showtime folks.“

Auf dem 27.000 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Kaufhauses Wertheim gegenüber dem Potsdamer Platz soll nach den Plänen des Mailänder Architekten Aldo Rossi eine bunte Bauwelt aus Häuschen, Türmen und Dachaufbauten in Rot, Gelb, Grün und Blau entstehen, die in der Mitte eine Riesenhalle mit Kuppel für einen Zirkus umschließt. Am Leipziger Platz sieht Rossi monumentale Arkaden für Restaurants und Geschäfte vor, deren Fassaden an jene des berühmten Kaufhauses erinnern. Darauf sitzen viergeschossige Wohnzeilen, die ein wenig wie östliche Plattenbauten aussehen. An der Leipziger Straße folgen der rote „Tresor-Tower“ für Berlins bekannteste Stahlkammer- Techno-Disco sowie Räume für Plattenfirmen, Medien, Büros und Verlage. Die Architekturen, betonte Rossi, „reflektieren die historische Parzellenstruktur“.

Der postmoderne Block zwischen Leipziger Platz und Voßstraße umschließt „das Highlight des neuen Platzes“, so Kottmair. Das „Showtheater des 21. Jahrhunderts“ für 1.600 Zuschauer soll sich um einem 25 Meter hohen und 70 Meter weiten Kuppelraum gruppieren, in dem fünf Bühnen bespielt werden können. Der Cirque du Soleil, sagte gestern dessen Boß, Danny Pelchat aus Las Vegas, habe einen Vertrag bis zum Jahr 2015 mit weiteren Optionen geschlossen. Der Cirque werde für „wonderful Berlin“ jetzt eine eigene Show kreieren.

Das Milliardending, das selbst Stadtentwicklungs-Staatsekretär Hans Stimmann gestern in Hochstimmung versetzte, hatte Kottmair 1995 angeleiert. Das Gelände, auf dem bis nach dem Zweiten Weltkrieg noch der zerbombte Warenhaushauskomplex von Alfred Messel stand, war im vorigen Jahr von dem Projektentwickler für über 300 Millionen Mark von der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft erworben worden. Schwierigkeiten bei dem Projekt, das 1997 starten soll, macht die U-Bahn-Linie 2, die direkt unter dem Grundstück verläuft. Damit 1.000 Tiefgaragenstellplätze und vier Kellergeschosse nicht der U-Bahn in die Quere kommen, soll diese mit einem Mantel „umbaut“ werden. Rolf Lautenschläger