Die Ehe Mandela vor Gericht

■ In Johannesburg beginnt das Scheidungsverfahren des berühmtesten Paares Südafrikas. Es geht um Geld und Namen

Johannesburg (taz) – Eine der prominentesten Ehen der Welt steht seit gestern vor Gericht. Offiziell und mit allen juristischen Formalien begann im Obersten Gerichtshof von Johannesburg das Scheidungsverfahren Mandela– Mandela. Steinernen Gesichts verfolgten die Streitparteien, die beide selbst erschienen waren, das juristische Vorspiel und vermieden es, sich auch nur in die Augen zu blicken. Denn es geht wahrlich um keine Kleinigkeit: Winnie Mandela fordert die Hälfte des Vermögens ihres Gatten Nelson – acht Millionen Mark. Daneben steht zur Disposition, was mit dem gemeinsamen Namen geschehen soll.

Bis zum letzten Augenblick versuchte Winnie, das Unvermeidbare doch noch abzuwenden. Ihr Anwalt beantragte eine Verschiebung des Verfahrens, weil noch nicht alle Möglichkeiten einer Versöhnung versucht worden seien – vor allem nach den traditionellen Gebräuchen des Xhosa-Volkes, dem beide angehören. Der Vorsitzende Richter war jedoch anderer Meinung. Nelson Mandela blieb bei seiner Haltung, daß die Ehe nur noch auf dem Papier bestehe – und muß jetzt befürchten, daß entgegen seinen Absichten öffentlich ein riesiger Berg schmutziger Wäsche gewaschen wird.

Tatsächlich wird mit der Scheidung nur noch eine juristische Formalie vollzogen, denn die Ehe ist seit Jahren zerrüttet, und sie leben bereits seit vier Jahren getrennt. 38 Jahre waren Nelson und Winnie verheiratet, 27 davon verbrachte der heutige Präsident im Gefängnis. Winnie Mandela wurde während seiner Haft zum Symbol des Befreiungskampfes gegen die Apartheid-Regierung. Sie entwickelte zunehmend Allüren als „African Queen“ und machte durch eine bis heute nicht endende Kette von Skandalen Schlagzeilen.

Trotz ihres Zerwürfnisses holte Mandela sie als stellvertretende Kulturministerin in seine Regierung, entließ sie jedoch im Frühjahr vergangenen Jahres wieder. Große Sympathie genießt sie immer noch unter schwarzen Jugendlichen, die mit Mandelas Kurs der Versöhnung nicht einverstanden sind. Kordula Doerfler