Kommentar (s.S.23)
: Demontage von unten

■ Theater-Intendant in die Ecke gedrängt

Nun findet sich der Theaterintendant in der Büßerecke wieder – in die Ecke gedrängt von denen, die er vor Angriffen hat schützen wollen. Wie anders ist die Entscheidung im Aufsichtsrat der Theater-GmbH zu verstehen denn als Versuch der Demontage eines erfolgreichen Intendanten. Diese Entscheidung ist nicht nur eine für neue Sparauflagen der Stadt, für den Vertragsbruch, für die konturlose Kulturpolitik der Senatorin – sie ist auch eine gegen Pierwoß.

Er hatte es geahnt. Er höre Stimmen, die jetzt sagten: „Pierwoß, jetzt haben Sie lange genug auf die Einhaltung Ihres Vertrages gepocht, jetzt müssen Sie auch mal nachgeben“ – so erklärte er Anfang Februar. Seine Antwort: Er werde „gegenüber allen an diesem Theater Beschäftigten die vertraglichen Bedingungen strikt einhalten“. Einzelne Akteure, Kollektive „und nicht zuletzt der Betriebsrat erinnern mich täglich und wöchentlich daran“.

Daran sollten sich die Genannten jetzt selbst erinnern. Auf der Aufsichtsratssitzung hatten sie's offenbar vergessen: Der Beschluß fiel einstimmig – auch der Betriebsrat und die übrigen Vertreter der Arbeitnehmerseite schlugen sich auf die Seite der politischen Mehrheiten. Und fielen ihrem Intendanten in den Rücken. Das ist mal praktische Solidarität. Es wird sich rächen, wenn sie ihn endgültig vergraulen sollten und das Bremer Theater nach mühsamem Neubeginn wieder in Mittelmäßigkeit versinkt. Thomas Wolff