Naturschutz unter Beton begraben

■ UmweltschützerInnen machen mobil gegen Hollerland-Trasse

Gerold Janssen ist wieder mal auf dem Weg auf die Barrikaden. Der Grund: Die Planungen von Bausenator Bernd Schulte, einen Autobahnzubringer quer durch das Hollerland zu schlagen. Die Koalition hatte beschlossen, daß die Linie 4 keine Autospur auf der Lilienthaler Heerstraße wegnehmen sollte. So war die Trassenplanung entstanden. Gestern hat Janssen in den schwärzesten Farben ausgemalt, was die Straße für das Naturschutzgebiet bedeuten würde: „Das Feuchtgebiet würde trockenfallen, ein Brutgebiet von nationaler Bedeutung wäre verloren.“

Diese Tatsache könnte die Planungen von vornherein kippen, denn vor vier Wochen hatte Europa-Staatsrat Günter Niederbremer eine Audienz beim Staatssekretär des Bundes-Umweltministeriums. Niederbremer hat dort die endgültige Anmeldung Bremens zur EU-Vogelschutzverordnung abgegeben. Diese Anmeldung war in den politischen Nachwehen der „Piepmatz-Affäre“ noch einmal heftig verändert worden. In der Liste der Vogelschutzgebiete dringeblieben ist aber ein unstrittig ökologisch höchst wertvolles Gebiet: eben dieses Hollerland.

Ganz allein ist Janssen in seinem Protest nicht. Mit ihm kämpft nicht nur der BUND. Auch die Mitgleider der Naturschutzwacht protestieren heftig – eine Reihe von UmweltschützerInnen, im letzten Herbst eingesetzt, die vor Ort darauf achten sollen, daß Naturschutzgebiete tatsächlich geschützt bleiben. Janssen: „Wie soll ich denn die kleinen Sünder melden, wenn die schlimmsten Feinde der Natur im Senat sitzen?“

Dabei ist es egal, so Janssen, welche der beiden Trassenvarianten verwirklicht würde. Die eine geht quer durch das Hollerland. Janssen: „Das ist Moorgebiet, deshalb muß man die Trasse ganz tief auskoffern. Damit fällt das ganze Feuchtgebiet trocken.“ Die zweite Trasse soll durch das Pappelwäldchen am Rande des Naturschutzgebietes führen. Janssen: „Daneben wohnen Leute, die hat man mit der Nähe zum Naturschutzgebiet dorthin gelockt. Die werden sich bedanken.“

So ganz glaubt Janssen allerdings selbst nicht an die Realisierung. „Man muß sagen, was der Bau bedeuten würde, aber es ist auch ein großer Bluff.“ Seine Spekulation: Über die Drohung mit dem Zubringer solle die Linie 4 ganz verhindert werden. Ohnehin würde die Planung für den Zubringer, wenn er denn beschlossen würde, noch eine ganze Weile in den Amtsstuben gewälzt werden müssen. Nach einer eventuellen Entscheidung müßte zuerst eine Umweltverträglichkeitsprüfung erarbeitet und dann ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. Mit Einspruchsmöglichkeiten. Und das kann dauern. J.G.