■ Cash & Crash
: Beerbt der Euro die D-Mark?

Berlin (taz) – Was passiert mit unserer schönen, starken D-Mark, wenn 1999 die Europäische Währungsunion kommt? Wird ein windelweicher Euro unser Vermögen, so vorhanden, dahinschmelzen lassen? Sollte man das Geld rechtzeitig in Sicherheit bringen, etwa in harte Schweizer Franken anlegen?

Ganz falsch, meinen 350 Finanzexperten aus Banken, Versicherungen und Großindustrie, die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt wurden. Im Gegenteil, der Euro wird der Renner sein. Fast 53 Prozent der Befragten raten zur Anlage in der neuen Gemeinschaftswährung. Die Finanzanlagen werden bis 1999 auf alle Fälle gründlich umgeschichtet werden.

Lira oder Peseta, Schwedenkrone oder auch britisches Pfund dürften die großen Verlierer sein. Denn kaum noch jemand will die Währungen derjenigen Länder haben, die mit höchster Wahrscheinlichkeit gar nicht bei der Union dabeisein werden.

Und dazu gehört natürlich auch die Schweiz: Über 38 Prozent der befragten Finanzmanager raten dazu, Schweizer Franken abzustoßen. Aber auf Nummer sicher wollen viele doch gehen: 45 Prozent plädieren für eine Erhöhung des Dollaranteils, weil sie glauben, daß der Dollar gegenüber dem Euro aufgewertet wird. Optimismus gilt übrigens auch für die Börsen. Den Aktienkursen in den Euro-Ländern werden von 72 Prozent der Finanzexperten glänzende Chancen vorausgesagt. Besonders lohnend soll der Kauf von Aktien der Chemie-, Maschinenbau- oder Elektrotechnikbranche sein. Deren Exportchancen sind dann viel größer, wenn der Euro nicht mehr gar so überbewertet ist wie derzeit die Mark.

Das bedeutet aber auch: Der Euro wird kein ganz würdiger Erbe der harten D-Mark. Die neue Europäische Zentralbank wird jedenfalls zu Beginn kaum über das hohe Ansehen der Bundesbank verfügen. Weil das Vertrauen der Investoren geringer ist, werden die Zinsen im Euro- Währungsbereich um geschätzte 0,57 Prozent höher als bisher liegen. Auch die Inflation wird den Erwartungen nach um etwa ein halbes Prozent steigen. Nicola Liebert