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: 12 Monkeys

Wenn Realität eine Frage der persönlichen Wahrnehmung ist, wenn diese Realität an der Grenze zum Wahnsinn angesiedelt ist und sie sogar gelegentlich überschreitet, wenn es sich dabei nicht um Nuancen der Innerlichkeit handelt, sondern um wuchtige Präsenz, und wenn die Wirklichkeitswahrnehmung zu einer Frage der Existenz wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß man sich in einem Film von Terry Gilliam befindet. So flüchtet Jonathan Pryce am Ende von Brazil in den Wahnsinn, erweisen sich Münchhausens Lügen als wahr und bezwingt in König der Fischer Robin Williams' manisch-mythische Phantasie den Zyniker Jeff Bridges.

Und auch 12 Monkeys bildet da keine Ausnahme. Hört man sich den Plot an – ein Mann reist durch die Zeit, um Informationen über ein Virus zu bekommen, das 1996 die Menschheit beinahe vernichten wird oder vernichtet hat –, dann könnte man denken, es handele sich um eine recht durchschaubare Geschichte über die Weltrettung durch Manipulationen in der Vergangenheit, im Stil von Terminator.

Doch dem ist nicht so. Der Ablauf von Vergangenheit und Zukunft steht fest, Veränderungen ausgeschlossen. Einzig Wissen kann in der Zukunft verwendet werden. Außerdem ist man dort gar nicht daran interessiert, die Katastrophe abzuwenden, sondern nur den eigenen Fortbestand zu sichern. Es hat sich nämlich ein autoritäres Herrschaftssystem entwickelt, das die Machthabenden gar nicht so gern verändert sähen.

Unter diesen Umständen tritt der Häftling James Cole eine Reise an, die sich zur Suche nach der mysteriösen Organisation der „12 Monkeys“ entwickelt. Seine zwiespältige Aussicht ist es, begnadigt zu werden sowie Verstand und die Eindeutigkeit seiner Existenz zu verlieren.

James Cole wird gegeben von Bruce Willis, in dessen großartigem Spiel sich das ganze Drama dieses Menschen spiegelt. Ausgestattet mit dem Wissen um die bevorstehende Katastrophe, versucht er in hoffnungslosem Widerstand, sie dennoch zu verhindern. Und während er von außen sowieso als wahnsinnig angesehen wird, setzt seine Verzweiflung der Unversehrtheit seiner Selbstwahrnehmung immer mehr zu. Seine zeitlich-räumliche Entwurzelung ist total, seine Einheit zwischen Auslöschung und Doppelexistenz in Frage gestellt.

An der Seite von Bruce Willis agiert außerdem ein famoser Brad Pitt. In einer kleinen, aber wichtigen Rolle erscheint er wie eine Weiterführung eines Aspekts in Coles Figur. Als Mitinsasse der Psychiatrie instrumentalisiert er seine Rolle als Wahnsinniger, anstatt sich wie Cole verzweifelt dagegen zu wehren, und verhilft ihm auf diese Weise zur Flucht. Für einen kurzen Moment scheint die Wirklichkeit unterlegen – wenn nur nicht alles so verdammt festgelegt wäre. Sven Sonne(siehe Filmübersicht)