Verliebte Äpfel

■ Challenger, Thriller, Magic Vision, Riesenrad und noch viel mehr: Ab morgen gehts auf dem Heiligengeistfeld beim Frühjahrs-Dom rund Maja Schuster

Ein ganz besonderer Frühlingsbote lauert schon seit einigen Tagen in Hamburg zwischen Millerntor und Feldstraße, kann es kaum erwarten, daß endlich Freitag wird. Freitag, der 22. März. Bunt ist er und paßt in keine Vase, ein Rendezvous ist teuer. Dafür duftet er süß – nach Zuckerwatte, verliebten Äpfeln, großen Lebkuchenherzen und gebrannten Mandeln. Nach Fischbrötchen in diversen Variationen, Schaschlik, Pommes, Schweinshaxen, Maiskolben und vor Fett triefender Champignonpfanne. Hamburger Dom sein Name.

Noch wird an seinem Outfit gefeilt. Frühjahrsputz ist angesagt. Klopfende Hämmer, Schraubenzieher, die noch die letzten Pirouetten drehen, und Wischlappen, die mit Höchstgeschwindigkeit über Scheiben und Budenfassaden flitzen.

Rund 280 Schausteller mit 24 großen und kleinen Karussels stehen ab Morgen zur Abfahrt bereit. Für frühjahrsmüde BesucherInnen mag der „Challenger“ genau das Richtige, um wieder zu Kräften zu kommen. Das italienische Flugkarussell hat in diesem Jahr Premiere auf dem Heiligengeistfeld. In Bruchteilen von Sekunden könnte die Fahrt bei drei wechselnden Geschwindigkeiten zum ersten Höhenflug des Jahres werden. Das High-Tech-Gerät hat einen gegabelten Stahlarm, an dem zwei Gondeln hängen, die sich am Ende der Fahrt in immer stärker werdenden Schaukelbewegungen überschlagen. Eine verdrehte Frau verspricht die Schaubude „Magic Vision“, die überdies noch eine Entfesselungskiste, eine schwebende Jungfrau und zwei junge Zauberkünstler zu bieten hat, die alte Schaustellertraditionen wieder aufleben lassen.

Eher herbstliche Stürme könnten Passagiere auf dem „Traum Boot“ des Münchner Schaustellers Kaiser anwehen. Bis auf über zwanzig Meter Höhe und kopfüber im freien Fall in die Tiefe geht die Reise. Mobil ohne Auto ist man in der „größten mobilen Wasserbahn“ und im „Thriller“, der höchsten und schnellsten Looping-Bahn der Welt. Der Blick von dem immer wieder faszinierenden größten transportablen Riesenrad empfiehlt sich für den neusten Frühlingsflirt.

Seit teuflischen 666 Jahren findet der Dom in Hamburg statt. Im damaligen Marien-Dom suchten Händler Schutz vor Wind und Wetter. Bis zum Abriß der Kirche im Jahre 1804 blieb der Markt im Inneren des Doms bestehen. Danach zogen Hamburger Schausteller ohne festen Standort durch die Stadt, bis ihnen im Jahre 1893 das Heiligengeistfeld endgültig zugeteilt wurde.

Mit dem traditionellen Feuerwerk und Freibier wird der Dom morgen endlich eröffnet. Aus 35 Zapfhähnen wird das Bier strömen. Geöffnet hat das Volksfest montags bis donnerstags von 15 bis 23 Uhr, freitags (außer Karfreitag) und sonnabends von 15 bis 24 Uhr, und sonntags von 14 bis 23 Uhr. Freitags und am Samstag vor Ostern, findet um 22.30 Uhr das Großfeuerwerk statt.