Vergewaltigung nach Computerflirt

■ Frau suchte über Fernsehinserat einen Freund und traf auf einen Vergewaltiger

Für eine 21jährige Berlinerin endete ein Computerflirt im Horror. Über das interaktive Computerprogramm „Berlin interaktiv“, das vom Fernsehen aus Berlin (FAB) ausgestrahlt wird, lernte sie Ende Februar einen 35jährigen Mann kennen. Bei ihrer ersten Verabredung in seiner Wohnung fiel er mit Schlägen und Tritten über sie her und vergewaltigte sie. Die Frau erstattete Anzeige, einen Tag später wurde der mutmaßliche Täter verhaftet.

Die FAB-Mitarbeiter reagierten aufgeschreckt, obwohl sie keine Schuld trifft. Beim televisionären Kleinanzeigenmarkt „Berlin interaktiv“ können FAB-Zuschauer über Modem oder Telefon ihre Anzeigen schalten. Bevor diese über den Fernsehschirm flimmern, sortiert ein Redakteur zweifelhafte Anzeigen aus. Doch keine Redaktion der Welt kann die Motive der Anzeigenschreiber durchschauen. „Frauen sollten vorsichtiger sein und sich auf keinen Fall allein in die Wohnung eines fremden Mannes begeben“, warnt Anna-Maria Krebs von der Geschäftsleitung.

„Frauen, geht nicht allein, wenn ihr euch auf eine Kleinanzeige hin mit einem fremden Mann trefft“, inseriert auch das Frauenkrisentelefon „Lara“ in Anzeigenblättern. Denn immer wieder werden inserierende Frauen Opfer von Sexualstraftaten. „Solche Fälle sind in letzter Zeit etwas häufiger aufgetreten“, weiß der Inspektionsleiter für Sexualdelikte bei der Kripo, Jörg Michael-Klös. Von einem Trend könne aber nicht gesprochen werden. Mit den Mitarbeiterinnen des Frauenkrisentelefons ist sich Klös darin einig, daß es eine hohe Dunkelziffer gibt. „Die meisten Frauen, denen so etwas passiert, schämen sich, weil sie sich freiwillig mit den Tätern getroffen haben“, sagt „Lara“-Mitarbeiterin Margret Tönnesen.

Ein Fall, der die Kripo seit 1992 beschäftigt hatte, ist vor wenigen Wochen aufgeklärt worden. Der Fahndungserfolg gelang, weil der mutmaßliche Täter meist nach der gleichen Methode verfuhr. Er meldete sich auf Stellenanzeigen junger Frauen, die in der Zweiten Hand Aushilfsjobs suchten. Nachdem er einer Frau am Telefon eine Tätigkeit als Boutiqueverkäuferin oder Reisebetreuerin in Aussicht gestellt hatte, verabredete er sich mit ihr an einem neutralen Ort. Danach ging er mit ihr in ein Lokal, versuchte sie betrunken zu machen und bot ihr dann an, sie nach Hause zu fahren. Im Auto startete er sexuelle Übergriffe.

Die Kripo kam dem Mann durch ein fingiertes Inserat einer Frau in der Zweiten Hand auf die Spur. Die angegebene Telefonnummer war eine externe Polizeinummer. Am Telefon meldete sich eine junge Beamtin, die die Gespräche mitschnitt. Als sie sich Ende Januar mit dem Gesuchten traf, schnappten bei dem 51jährigen Hauswart Thomas K. die Handschellen zu. Auf einen Aufruf der Kripo in den Medien meldeten sich weitere Opfer, insgesamt sind es jetzt zehn. Vermutlich aus Scham hatte es die Mehrzahl der betroffenen Frauen nicht gewagt, von sich aus Anzeige zu erstatten. usche/plu