■ Linsen Soufflé
: Reparaturen und Traumprojekte

Da haben wir doch letzte Woche an dieser Stelle von neuen Remakes erzählt und glatt „The Birdcage“ vergessen. Mike Nichols' „Ein Käfig voller Narren“- Remake (mit Robin Williams und Gene Hackman) hatte mit 18,3 Millionen Dollar den bisher besten Start des Jahres und spielte damit an drei Tagen etwa eine Million Dollar mehr ein als das Original von 1978, immerhin einer der erfolgreichsten nichtenglischsprachigen Filme aller Zeiten.

Eine völlig neue Art von Remakes macht dagegen George Lucas. Zum 20jährigen Jubiläum seiner Trilogie hat Mr. „Star Wars“ den erneuten Kinoeinsatz angekündigt. Am 14. Februar 1997 startet eine überarbeitete Version von „Krieg der Sterne“, danach folgen „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Lucas erklärte, er habe sich den Traum eines jeden Filmemachers erfüllt, „zurückgehen zu können, um einen Film zu reparieren“. Die bisher gezeigte Version seines Sternenmärchens sei „nur 60 Prozent dessen, was ich wirklich wollte“ gewesen, jetzt sei alles so, „wie ich es erinnert haben will“. Für mehr als 10 Millionen Dollar seien rund hundert Szenen überarbeitet, ergänzt oder hinzugefügt worden. Das hört sich doch ganz interessant an. Mal abwarten, ob andere Regisseure Lucas' Beispiel folgen und ihre alten Arbeiten ebenfalls „reparieren“.

Martin Scorsese hat das sicherlich nicht nötig, er ehrt statt dessen einen verstorbenen Kollegen auf seine Weise. Mehr als elf Jahre nach seinem Tod wird Sam Peckinpahs Traumprojekt, der zeitgemäße Western „The HiLo Country“, jetzt doch noch verfilmt. Fast 25 Jahre lang (bis zu seinem Tod am 28. Dezember 1984) hatte Peckinpah vergeblich versucht, Finanziers für die Adaption von Max Evans Roman zu finden. Martin Scorsese erfuhr während der Dreharbeiten zu „Casino“ von dem Projekt und erklärte sich sofort bereit, die Produktion zu übernehmen. In Stephen Frears, der gerade die Arbeit an „The Van“ beendet hatte, fand er auch flugs den geeigneten Regisseur. Gemeinsam suchen die beiden gegenwärtig nach geeigneten Drehorten für die tragische Geschichte einer Dreiecksbeziehung zwischen zwei besten Freunden und einer verheirateten Frau. Für das Drehbuch verpflichteten sie den langjährigen Peckinpah-Freund Walon Green, der das Skript für „The Wild Bunch“ aus dem Jahre 1969 verfaßt hatte. Noch ist ungewiß, wer die Hauptrollen in „The HiLo Country“ übernehmen wird, die Dreharbeiten sollen jedoch im Herbst beginnen.

Etwas später, im Frühjahr 1997, beginnt Clint Eastwood mit seiner Inszenierung von John Berendts Bestseller „Midnight in the Garden of Good and Evil“ (Mitternacht im Garten der Lüste“, bei Bertelsmann). Für Eastwood ist „Midnight...“ (seit hundert Wochen in der Bestseller-Liste der New York Times) die zweite Bestsellerverfilmung nach „Die Brücken am Fluß“. Das Buch ist gleichermaßen Thriller und historischer Reiseführer durch die Südstaatengemeinde Savannah, es geht um einen reichen, arroganten Antiquitätenhändler, der beschuldigt wird, seinen jugendlichen Wohngenossen getötet zu haben. Unklar ist noch, wer die Hauptrolle spielen soll. Eastwood hat leider eine eigene Mitwirkung ausgeschlossen, obwohl ihm die tragende Nebenrolle eines jazzbegeisterten Partylöwen wie auf den Leib geschrieben ist. Nun sind Altstars wie Jack Nicholson und Robert Redford im Gespräch. Auch nicht schlecht. Karl Wegmann