Strieder setzt auf Denkmalschutz

■ Im Entwicklungsgebiet Eldenaer Straße soll die alte Substanz erhalten bleiben. Weniger Sozialwohnungen geplant

Die vom Abriß bedrohten Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes an der Eldenaer Straße im Prenzlauer Berg sollen erhalten werden. Dies forderte Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) gestern anläßlich seines ersten Rundgangs auf dem Areal. Auf dem größten in dieser Form in Deutschland erhaltenen Schlachthofgelände sollen einmal 2.500 Wohnungen und 250.000 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen.

Strieder ließ keinen Zweifel daran, daß das 1993 förmlich als Entwicklungsgebiet festgelegte 50 Hektar große Areal zwischen Storkoer, Thaer- und Eldenaer Straße trotz der leeren Kassen weiterentwickelt werden soll. Allerdings sollten mehr freifinanzierte Wohnungen als bisher gebaut werden. Bislang war geplant, 85 Prozent der Wohnungen im sozialen Wohnungsbau zu errichten. Weiter sagte Strieder, er könne sich auch vorstellen, daß das Land Berlin den Wohnungsbaugesellschaften Grundstücke zum Bau von Eigentumswohnungen zur Verfügung stelle.

Mit deutlichen Worten wies Strieder die Pläne der im Auftrag des Landes agierenden Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße (SES) zurück, die unter Denkmalschutz stehende Alte Darmschleimerei und die ehemalige Lederfabrik der Firma Steinlein westlich der Thaerstraße abzureißen. Um diese Gebäude hatte es in der Vergangenheit mehrfach Auseinandersetzungen zwischen der SES und dem Denkmalschutz gegeben. Die SES hatte zuvor bereits mehrere Gründerzeithallen abreißen lassen, obwohl das Gesamtensemble 1990 unter Schutz gestellt worden war.

Strieder, als Stadtentwicklungssenator auch für den Denkmalschutz zuständig, forderte gestern in Anwesenheit seines Denkmalchefs Jörg Haspel und des Landeskonservators Helmut Engel die SES-Geschäftsführung auf, die Planungen zugunsten des Erhalts der Gebäude zu ändern. Ein gültiger Bebauungsplan ist wegen des Denkmalstreits bis heute nicht beschlossen.

Erhalten will Strieder auch die ehemaligen Rinderställe am östlichen Ende der Eldenaer Straße. Strieders Kontrahentin ist dabei freilich nicht die SES, sondern die Senatskollegin Ingrid Stahmer, die hier anstelle der Backsteingebäude mit ihren signifikanten Satteldächern ein Oberstufenzentrum bauen will. Strieder versprach, in einem Realisierungswettbewerb für die Schule den Erhalt der Gebäude als Vorgabe zu formulieren. Zwar anerkannte auch Strieder die ökonomischen Zwänge zur Verwertung der Grundstücke, betonte aber gleichzeitig, daß die Industriedenkmäler auch einen identitätsstiftenden Charakter hätten. „Es kann nicht sein“, sagte der SPD- Senator, „daß auf der einen Seite gefordert wird, das historische Berlin wieder aufzubauen, während die erhaltenen Reste abgerissen werden.“ Uwe Rada