Das Portrait
: Neuer Mossad-Chef

■ Danny Jatom

Generalmajor Danny Jatom Foto: Reuter

Die Ernennung des neuen Mossad-Direktors will Israels Ministerpräsident Schimon Peres der Regierung erst am kommenden Sonntag mitteilen. Aber jeder, der es wissen wollte, konnte erstmals aus der Tagespresse erfahren, wer der wahrscheinlichste Kandidat für den Posten ist. Peres selbst hatte in der Vorwoche signalisiert, daß dies sein Militärsekretär, General Danny Jatom, sei.

Jatom gilt als besonders loyaler und pedantischer „go-getter“, der seine Arbeit diskret hinter den Kulissen zu tun pflegt. Angesichts seiner besonderen militärischen Qualitäten nannte man ihn den „preußischen Offizier“. Bereits Israels früherer Regierungschef und Verteidigungsminister Jitzhak Rabin hatte Jatom zu seinem Adjutanten und Militärsekretär ernannt. Nachfolger Peres beließ Jatom dann in dem einflußreichen Vertrauensposten. Zu Jatoms Aufgaben gehört die Koordination zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Tel Aviver Verteidigungsministerium. Zudem hält er die Verbindung zu und zwischen den Chefs der verschiedenen Geheimdienste.

Zu Rabin hatte Jatom eine ganz besonders enge Beziehung. So sollte Jatom Israel bei den Militärverhandlungen mit Syrien vertreten. Jatom war zuvor Kommandant der Zentralen Front der Armee und für die Militärverwaltung des Westufers verantwortlich. Schon beim Ausscheiden des Chefs des Inlandsgeheimdienstes Shabak vor knapp einem Jahr soll Rabin diesen „Job“ seinem Adjutanten angeboten haben. Angeblich hat Jatom abgelehnt, weil er den später freiwerdenden Mossad-Posten bevorzugte.

Jatom wurde vor 51 Jahren in Natanja (Israel) als Sohn eines Fischhändlers geboren und war 33 Jahre lang Berufssoldat. Zwei seiner fünf Söhne sind ebenfalls Armeeoffiziere. Jatom war Stellvertreter des ehemaligen Generalstabschefs und gegenwärtigen Außenministers Ehud Barak, der als Befehlshaber der wichtigsten geheimen Einsatztruppe des Heers fungierte. Danach war Jatom Befehlshaber einer Panzereinheit und avancierte zum Divisionskommandanten.

Seit vielen Jahren ist es in Israel „Sitte“, daß der Mossad-Chef unter den erfahrensten Mitgliedern des Generalstabs ausgewählt wird. Bislang durften die Namen der aktiven Geheimdienstchefs nicht veröffentlicht werden. Zum ersten Mal hatte die Zensur nach dem Rabin- Mord, als der Schabak-Direktor ersetzt wurde, von dieser Geheimhaltungsregel abgesehen. Amos Wollin