Volkswerft ohne Geld

Treuhandnachfolgerein BvS und Banken zahlen nicht – Baustopp bei ostdeutscher Vulkan-Tochter  ■ Von Ulrike Fokken

Die Arbeiter auf der Volkswerft Stralsund sind schlechte Nachrichten gewohnt. Diese Woche aber beginnen sie, zu verzweifeln. 57 Millionen Mark Kredit werden nicht ausgezahlt, hatte am Montag die Commerzbank mitgeteilt. Zuvor hatte sich die Norddeutsche Landesbank (NordLB) als eine von vier Banken im Gläubigerkonsortium der Vulkan-Tochter zurückgezogen.

Die NordLB wollte gestern keine Gründe nennen. Ein Sprecher der Commerzbank sagte: „Wir haben schon sehr hohe Forderungen.“ Irgendwann sei eben Schluß. Die Commerzbank ist mit 920 Millionen Mark die Hauptgläubigerbank der Mutterfirma in Bremen. Sie sollte erneut ein Bankenkonsortium zusammenbekommen, das die Bauzeitfinanzierungen für die Schiffsneubauten in Stralsund und auf der MT-Werft Wismar vorfinanziert. Für 80 Millionen Mark wollte Mecklenburg- Vorpommern bürgen.

Nachdem ein Konkurs des Bremer Vulkan wohl nicht mehr abgewendet werden kann, sollen die ostdeutschen Tochterunternehmen aus dem Verbund gelöst werden. Vergangenen Woche hatte die Treuhand-Nachfolgerin BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben) angeboten, die Betriebe treuhänderisch zu übernehmen.

Doch gerade an der BvS scheiterte der neue Kredit für die Volkswerft. Die Anstalt weigerte sich, die Bauzeitfinanzierungen der Banken entgegenzunehmen und sie an die Volkswerft auszuzahlen. Da den Gläubigerbanken die Lage beim Vulkan zu brenzlig wurde, wollten sie als zusätzliche Sicherheit die BvS zwischenschalten. Die durch den Vulkan-Skandal in Verruf geratene BvS lehnte ab, und die NordLB zuckte ebenfalls zurück. Sie hat schätzungsweise bereits 100 Millionen Mark in den maroden Vulkan gepumpt.

„Wir haben ein Konzept und müssen das nur durchsetzen“, sagte Sigfried Heitmann, Betriebsratsvorsitzender der Volkswerft. Doch das wackelt. Nur noch bis morgen will das Bauunternehmen Wayss & Freytag am Trockendock auf der Werft weiterbauen. Das 360 Meter lange Dock sichert bis mindestens 1998 die Jobs der Werftarbeiter. Dort sollen sie ab Sommer 2.400 Fuß (zirka 730 Meter) lange Containerschiffe bauen. Der erste Auftrag ist eingegangen.

Wayss & Freytag fürchtet um seine Forderungen. Die sollten aus dem Erlös von Grundstücksverkäufen gezahlt werden. Die BvS hatte schon in der vergangenen Woche erklärt, daß sie die erwarteten rund 70 Millionen Mark vorschießt. „Die aber überweisen das Geld auch nicht“, sagte Heitmann.