Rafa spricht von Lüge

■ Plutoniumaffäre: Der V-Mann erhebt schwere Vorwürfe gegen den BND

Der spanische V-Mann Rafa des Bundesnachrichtendienstes, Rafael Ferreras Fernandez, hat dem BND in der ZDF-Sendung „Kennzeichen D“ Lügen und Korruption vorgeworfen. Der BND habe den Münchner Plutoniumschmuggel im August 1994 maßgeblich inszeniert und vor den damaligen Wahlen darauf gedrungen, den Handel zu beschleunigen. Von Anbeginn habe festgestanden, daß das Plutonium aus Rußland importiert werden muß.

Unter den Tätern seien Geheimdienstler praktisch unter sich gewesen, einen echten Nachfragemarkt habe es nicht gegeben, der BND habe ihn jedoch eröffnet. Der Transport per Linienmaschine nach München sei etwa zehn Tage vor der Tat beschlossen worden. In Berlin hätten sich acht Kilo Lithium in einem Labor befunden, sieben davon befänden sich vermutlich heute noch dort.

Der BND habe Rafa 1995 bearbeitet, vor dem Münchner Landgericht falsch auszusagen, daß er nichts von Moskau als Herkunftsland des Plutoniums gewußt habe. Vorwürfe, die Russenmafia habe ihn zu seiner Aussage erpreßt, wies Rafa zurück. Korruption warf er einzelnen BND-Beamten vor. BND-Beamte hätten sogar mit gefälschter Unterschrift Gelder für ihn unterschlagen.

Aus Zorn breche er jetzt, nach über einem Jahr Geduld, seine Schweigepflicht. Die Plutoniumaffäre bereue er sehr, sie habe die Existenz seiner Familie zerstört. Rafa kündigte eine Klage gegen den Anwalt an.

Er werde durchaus als Geheimagent weiterarbeiten, aber „nie mehr“ für den BND. Vorwürfe, er habe eigenmächtig als V-Mann die Plutoniumaffäre ins Rollen gebracht, wies Rafa zurück. Wie hätte er, der nicht einmal Deutsch sprach, eine solche Angelegenheit dirigieren können? Selbstverständlich habe die Regierung von seinem V-Mann-Einsatz Kenntnis gehabt. Auch das bayerische LKA habe die Affäre vorangetrieben. Angst vor einer Klage des BND habe er nicht. Holger Kulick

Am Samstag erscheint in der taz ein Interview mit dem V-Mann Rafa.