Privater Schuldenberg wächst

■ Mehr als 100.000 überschuldete Privathaushalte

Mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit wächst auch der private Schuldenberg. Bereits jetzt sind von insgesamt 1,8 Millionen Haushalten schätzungsweise 100.000 überschuldet und können anstehende Raten nicht mehr zahlen, sagte gestern Martin Leinweber vom Deutschen Familienverband (DFV). Auslöser einer akuten Überschuldung seien meist Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung sowie mangelnde Informationen über finanzielle und rechtliche Belange. 5.000 bis 6.000 Schuldner hätten 1995 eine Beratungsstelle aufgesucht.

Nach Angaben des DVF ist die Höhe der Durchschnittsverschuldung im vergangenen Jahr um rund zehn Prozent gegenüber 1994 gestiegen. Bei Ratsuchenden aus dem Ostteil der Stadt lag sie 1995 bei 41.000 Mark, im Westen bei 51.000 Mark. Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen betrug 2.170 Mark im Osten und 2.480 Mark im Westen. Ein Problem sei auch, daß die Betroffenen im Durchschnitt bei sieben Gläubigern verschuldet seien, sagte Leinweber. 99 Prozent der West- und 79 Prozent der Ost-Klienten könnten Bankkredite nicht zurückzahlen. Danach folgten offene Rechnungen bei öffentlichen Behörden. Im Osten spiele zudem der Versandhandel eine große Rolle.

Angesichts der Tatsache, daß in Deutschland jeder Einwohner, vom Säugling bis zum Rentner, 5.000 Mark Schulden hat, rät Leinweber, im „Ernstfall“ eine Beratungsstelle aufzusuchen. Gemeinsam mit den Betroffenen werde dann nach Lösungswegen gesucht und mit den Gläubigern über die Rückzahlungen verhandelt. Menschen mit akuten Zahlungsschwierigkeiten sollten auf keinen Fall Schulden durch neue Schulden begleichen, riet der Experten. ADN

Beratungsstellen des Deutschen Familienverbandes: Antwerpener Straße 40 in Wedding, Tel: 453 00 10 und am Märkischen Ufer 28 in Mitte, Tel: 279 27 83/86.