Ein Näschen voll Gas

■ Rußfrei und geruchsneutral – doch erdgasbetriebene Fahrzeuge bilden auf Hamburgs Straßen immer noch die Ausnahme Von Maja Schuster

„Einmal voll bitte“, heißt es auch bei Hamburgs einziger Gastankstelle im Ausschläger Elbdeich 127. Doch die Wartezeiten auf eine freie Zapfsäule sind gering, denn nur etwa fünfundzwanzig Autos nutzen diesen Service regelmäßig. Einer derjenigen, die ihre Tank-Flasche mit geruchsneutralem Erdgas füllen, ist Wolfgang Müller. „Absolut gut“, findet der Inhaber einer Hamburger Großküche seine beiden gasbetriebenen Kleinbusse, mit denen die Fernverpflegung seiner Firma ausgeliefert wird. Den ersten Bus ließ er vor zwei Jahren in Berlin für Erdgas umrüsten; der zwei Wochen alte BMW-G-Kombi ist ein neuer serienmäßiger Gas-Bus.

Einen ganz normalen Golf etwa auf Gas umzustellen kostet um die 6000 Mark. Und dann kann man kurven und die Nase in den Auspuff stecken. Was rauskommt ist zumindest geruchsneutral. Die Schadstoffemissionen sind wesentlich geringer als bei Fahrzeugen, die mit bleifreiem Benzin, Super Plus oder Diesel fahren, bilanzieren die Hamburger Gaswerke. Zudem entsteht bei der Verbrennung kein Ruß. Außerdem gibt es Gas-Autos, die sowohl Gasflaschen an Bord haben als auch einen Tank für Sprit. Per Knopfdruck läßt sich der Betrieb von Erdgas auf Benzin und umgekehrt umstellen. Einige Firmen haben inzwischen mit der serienmäßigen Herstellung dieser sogenannten bivalenten Autos begonnen.

Einfach aus der Leitung füllen läßt sich der Tank allerdings nicht; vor dem Tanken muß das Gas verdichtet werden. Das Gas, das beispielsweise zum Kochen benutzt wird, hat zu wenig Druck, und so muß es, bevor es wirklich losgehen kann, von 22 millibar auf 200 bar gebracht werden. In Schnell-Betankungsanlagen wird es bereits verdichtet gespeichert und kann deshalb innerhalb weniger Minuten in die Hochdruckgasflaschen des Fahrzeugs strömen. Bis zu 600 bar vertragen diese speziellen Fläschchen, die auch in der Raumfahrt genutzt werden. Bei Bussen können sie auf dem Dach oder unterhalb des Fahrzeuges montiert werden. In den Pkw werden sie eingebaut.

Wer nicht ständig nach Tiefstack zum Tanken fahren möchte, kann sein Gasomobil mittels einer sogenannten Langzeit-Betankungsanlage auch selbst nachfüllen. Sie hat die Größe eines Kühlschranks und verdichtet den Kraftstoff erst während des Tankvorgangs. Einige Stunden dauert es, bis das Auto wieder fahrbereit ist. Die Tankstelle fürs Eigenheim kostet rund 7000 Mark.

„Natürlich ist Gas umweltverträglicher als Benzin oder Diesel“, bestätigt Greenpeace-Verkehrsexperte Oliver Worm. Daß dennoch nur wenige diese ökologische Alternative nutzen, erklärt er sich mit dem Problem des Tankens und dem immer noch sehr kleinen Markt. Kein Problem für die Hamburger Gaswerke – sie sitzen schließlich am Hahn. In 18 gasbetriebenen VW-Polos fahren ihre Gasableser inzwischen durch die Gegend. Die „Rollende-erdgas-Beratung“ ist ein umgebautes Wohnmobil. Im Anhänger ist der Kompressor, die Tankstelle ist immer dabei.

Soweit ist man bei der Hamburger Hochbahn noch nicht. Letztes Jahr wurde nur „für die Industrie probegefahren“. Erdgas-betriebene Busse seien zwar eine der Alternativen, doch noch sei keine Entscheidung gefallen, sagt Hochbahn-Sprecher Joachim Häger. „Wir fahren mit schwefelarmem Diesel, der annähernd gleiche Werte wie Gas hat.“ Außerdem sei die Umstellung teuer.

„Außerhalb Hamburgs fahren wir mit Benzin, in der Stadt mit Gas“, erklärt Wolfgang Müller sein einfaches Prinzip. Warum immer noch so wenig Firmenbesitzer und AutofahrerInnen für diese Umstellung zu träge sind, ist ihm unverständlich. Die Anschaffung eines Gas-Busses koste zwar 5- bis 6000 Mark mehr, dafür sei der Brennstoff pro Liter 30 bis 40 Pfennig billiger. Mit einer 80-Liter-Gasfüllung kann er etwa 250 Kilometer fahren. „Nach einigen Jahren amortisiert sich das“, sagt er zufrieden und empfiehlt, die Nase mal in den Auspuff eines Gas-Autos zu stecken.