■ Kommentar
: Nur ein Symptom

Zunächst erschallte das Klagelied von den zu hohen Lohnnebenkosten, nun kommen als Refrain die Massenentlassungen hinzu. Und der Totenschein, der unlängst dem inflationär beschworenen „Bündnis für Arbeit“ ausgestellt wurde, legt sich einem Mantel des Schweigens gleich über die Frage, ob ein „Bündnis“, und somit ein verändertes Denken und Handeln, von allen Beteiligten je ernsthaft gewollt worden ist.

Die Situation bei Blohm + Voss ist dafür nur ein Symptom unter vielen ähnlichen. Zunächst werden Umstrukturierungen verabredet und als „sozialverträglich“ und „Abbau“ geschönte Stellenstreichungen vereinbart. Und während Arbeitnehmervertreter sich noch vom Zähneknirschen erholen, zieht das Management das nächste Streich-Konzept aus dem Ärmel, statt vorher, gemeinsam und ausnahmsweise einmal mit ein bißchen Phantasie, etwas zu entwickeln, das die Bezeichnung „Konzept“ dann auch tatsächlich verdiente.

Ungeniert verkünden Manager, daß es keine andere Lösung gebe. Politiker, allen voran Bürgermeister Henning Voscherau, raspeln solidarisches Süßholz. Sie finden sich allesamt und allzu rasch ab und tun so – Gewerkschaften übrigens eingeschlossen – als seien europäischer Markt und weltwirtschaftliche Veränderungen ohne Vorwarnung über uns hereingebrochen.

Wenn schon visionäres Handeln zu viel verlangt zu sein scheint, so muß doch wenigstens ein vorausschauendes Planen gefordert werden. Das bloße Reagieren mit oder auf Massen-entlassungungen ist ein zu schlechtes Ergebnis ihrer gut- bis bestbezahlten Tätigkeit.

Stefanie Winter